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Die Kulisse.
Rahmen zu sprengen,' so mächtig war die bewegende Kraft. Große
Dinge schienen sich anzuzeigen. Die Freudigkeit der Vision konnte
als Anzeichen ihrer Stärke gelten. Die Malerei schien das göttliche
Kind noch einmal auf ihre Weise gebären zu wollen. Nicht um
sonst hatte sie jahrhundertelang vor dem Mythus von Mutter und
Kind gekniet.
Wenn Hausenstein schrieb: ,Die wahre und höchste Natur, die
des Künstlers, ist für den Nichtkünstler immer eine Grimasse
gewesen, der Künstler aber zittert vor dieser Grimasse und ihrer
Unheimlichkeit', dann erlebten wir das Karikaturenhafte, Dämo
nische, das Verhängnisvolle. Dann sahen und suchten wir ,eine
Welt von strenggeformten Masken', vor denen wir erschrecken
und mit denen wir uns fromm versöhnen konnten, im Glauben,
saß sich hier der Sinn und aller Überschwang verberge.
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Einmal durfte ich sogar Regie führen. Das ist für einen pedan
tischen jungen Menschen recht schwierig. Die Schauspieler wissen,
wenn sie Persönlichkeiten sind, alles viel besser als der Regisseur,
und dessen Aufgabe kann eigentlich nur darin bestehen, Rollen
für sie zu finden und allgemeine Direktiven zu geben. Zum 50. Ge
burtstag Hauptmanns also schlug ich den freien Studenten
„Helios“ vor. So wichtig es mir damals schien, so habe ich heute
doch alles vergessen, was in diesem kleinen Sonnenmythus vor
geht. Ich traf mich seitdem öfters mit Hans Leybold, einem
juugen Hamburger, und das Theater trat hinter der jüngsten
Literatur zurück.
*
Nein, wir spielten auch „Die Welle“ von Franz Blei, zu un
erhörten Eintrittspreisen. Im Publikum saß die Elite Münchens.
Der Dichter spielte den Spavento so täuschend in meiner Maske,