Full text: Die Flucht aus der Zeit

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Von Gottes- und Menschenrechten. 
durch diese eben genannte Steigerung, sowie durch die eigen 
artige Verknüpfung von Einzelheiten, von denen jede an sich 
betrachtet nichts Märchenhaftes hat, die aber in ihrer Verbin 
dung, in ihrer Aneinanderfügung einem märchenhaften Traume 
gleichen/ 
Das Engelskonzert, wo über dem süßen Engel mit dem um 
gekehrten Bogen eine Allegorie steht, die ebenfalls geigt, aber 
ganz erstarrt ist, dieses Engelskonzert sah ich 1913 in Isenheim. 
* 
Ich kann keine Romane mehr lesen. Immer wieder versuche 
ich es, vermag aber dieser übervölkerten, abführenden Kunst 
form keinen Geschmack abzugewinnen. Man vernimmt darin stets 
zuviel Dinge, von denen der Autor kaum etwas wissen kann. 
Es ist ein so bombastischer Aufwand, der zum Teil den exakten 
Wissenschaften mehr als dem Dichter gehört. Auch sollte der 
Autor den Kopf nicht mit soviel abenteuerlichen Dingen angefüllt 
haben als in einem Romane, um den Leser bei guter Laune 
zu erhalten, notwendig Vorkommen müssen. Der Autor selbst 
sollte ein Roman sein und sich zum Besten geben (wenn nicht 
zum Besten halten). Aber die romantisierenden Bücher von 
Leuten, die niemals imstande wären zu sein, was sie träumen: 
wie mag man’s ertragen? 
IX. Die Lehre von der nationalen Ureigentümlichkeit (la germa 
nische Urfreiheit) ist ein Naturphilosophem, dem man ebenso 
wie den politischen Rassefragen keine übertriebene Wichtigkeit 
beilegen sollte. Rubakin bemerkt dazu, daß jene Lehre überhaupt 
bei wenig entwickelten Völkern verbreitet ist, die sich stets als 
das auserwählte Volk betrachten (solange sie, könnte man er 
gänzen, ihrer kulturellen Persönlichkeit noch nicht sicher sind). 
Jedes Kind wähnt notwendigerweise, die Schule sei eigens für
	        
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