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Die Kulisse.
Futuristenbilder. Da waren: Carra, „Die Beerdigung des Anar
chisten Galli“; Russolo, „Die Revolution“; Severini, „Der Pan-
Pan-Tanz in Monico“ und Boccioni, „Die Macht der Straße“.
Mein begeisterter Bericht darüber muß in Nummer 4 oder 5
erschienen sein.
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Oskar Wildes Vermächtnis war uns die Überzeugung, der
common sense sei stets und um jeden Preis zu frondieren. In
seinem Falle war es der englische Puritanismus und die selbst
verständliche Plattitüde. In unserem Falle waren es andere
Dinge. Die Lethargie vielleicht, die sich abstrakt und ach so
vernünftig gab; die herrschende Geltung, die nur auf geglättete
Fügsamkeit sah.
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Es konnte den Anschein haben, als sei die Philosophie an
die Künstler übergegangen; als gingen von ihnen die neuen Im
pulse aus. Als seien sie die Propheten der Wiedergeburt. Wenn
wir Kandinsky und Picasso sagten, meinten wir nicht Maler,
sondern Priester; nicht Handwerker, sondern Schöpfer neuer
Welten, neuer Paradiese.
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Die Zeit aber war wütend darauf aus, alles Besondere, Indi
viduelle aufzuspüren und als ein Hindernis zu beseitigen. ,Eine
destruktive, entwertende, schändende Zeit. Wer sich nicht an
bietet, wird vergewaltigt. Unerhörter Auf- und Abbau der im
Spiel befindlichen Kräfte'. (Febr. 1914.)
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Es war eine Epoche des interessanten' und des Klatsches.
Eine psychologische Epoche, und als solche domestikenhaft. Man