Von Gottes- und Menschenrechten.
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die Dinge auch meinerseits stehen und liegen zu lassen, Hurra zu
rufen und mich auf dem nächsten Konsulat zum Abtransport in
die vorderste Linie zu übergeben. Ich krümme mich vor Abscheu
und vor meiner eigenen Nichtigkeit. Der idealistische Dichter
aus Schwaben wußte, weshalb er von der Begierde abriet, zu
schauen, was die Götter gnädig mit Grauen bedecken. Bin ich
ein Dichter, bin ich ein Denker? Ich bin ein ,landflüchtiger Dilet
tant/ Und doch, wie oft ich es mir sage, es hilft mir wenig:
auch ich bin verpflichtet, ich kann mich nicht selber köpfen.
Auch meine Sache wird drüben geführt so gut wie die jedes
andern. Bileams Esel hat gesprochen, und der Prophet sagt, daß
man dem Zugtier den Mund nicht verbinden soll. Die Kleinen
hat er erwählt, die Großen hat er verworfen. Ich will nicht
wissen, ob ich klein oder groß bin. Ich will das Kleine und das
Große erkennen und aussagen, so gut ich kann, und ohne Rück
sicht auf Stand, Rang, Amt, Würde, und was dergleichen acht
baren Dinge mehr sind.
,Der Du Dein Leben, Deinen Tod den Menschen gibst und
diejenigen liebst, die weinen, erhöre das Gebet des Unglücklichen,
der leidet nach Deinem Beispiel. Nimm ihm die Last ab, die ihn
erdrückt, sei für ihn der Cyrenäer, der Dir Dein Kreuz tragen
half auf den Golgatha/ (Chateaubriand hat so gebetet.)
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jenem volksfremden Kastengeist gegenüber, der in der absolu- 3. V.
tistischen Glanzperiode die Verworfenheit des gemeinen Mannes
lehrte, ihm gegenüber gilt es zu sagen, daß wir getauft sind,
alle. Kant, Fichte, Humboldt, Schelling, Hegel wollten nach
macchiavellistischem Rezept den Staat auf die vorausgesetzte Bös
artigkeit und Nichtigkeit der Untertanen errichtet wissen. Es ist
im Absolutismus begründet, daß man den Untertanen en Canaille