Full text: Die Flucht aus der Zeit

Von Gottes- und Menschenrechten. 
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mir, daß ich mich fremd und vereinsamt fühle; daß ich traurig 
bin und sogar verzweifelt, ohne sagen zu können, weshalb. Ich 
liebe sehr die weiße Farbe, weiße Fahnen. Als Knabe las ich 
wohl fünfzig Mal hintereinander die Kreuzzugsgeschichte Gott 
frieds von Bouillon. Die heiligen Kämpfe berauschten mich. Wie 
liebte ich Tancred und Reinold, wie liebte ich Bernhard von 
Clairvaux. 
* 
Wer sein Ich liquidiert, kann keinen Sinn haben für Lob oder 
Tadel, für einen guten oder schlechten Ruf, sowie für irgend 
eine Machtfrage. Man wird gut daran tun, eine Maske zu tragen, 
die den Ansprüchen und Meinungen der jeweiligen Umgebung 
gerecht wird. Man erspart sich viele Ungelegenheiten. 
* 
Emmy hat mir ein Gedicht geschenkt: 
Noch halten wir uns an den Händen. 
Zeit schimmert hell in langen Reihen. 
Sieh, es will weiße Lilien schneien, 
die Herzen wollen sich verschwenden. 
Jetzt bist du ich, und ich bin du, 
die Straße ist ein weißer Traum. 
Wir spielen Wandern immerzu, 
vertauschen uns am fernen Saum. 
Und einst wird sein ein weiß Verwehen. 
Dann will ich flüchten in dein Angesicht. 
Träumend in dir — o leises Untergehen! — 
Umspielet uns das hellste Licht.
	        
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