Von Gottes- und Menschenrechten.
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Woran ich nach Hermann Bahr all glaube: an eine neue Ro- 5.VI.
mantik im Geiste Franz von Baaders; an eine Konspiration in
Christo; an eine heilige christliche Revolution und eine Unio
mystica der befreiten Welt; an eine neue Verbindung Deutsch
lands mit der alten Spiritualität Europas; an eine Rebellion nicht
gegen die natürlichen Grundlagen der Gesellschaft und des Ge
wissens, sondern für diese Grundlagen aus universalem Gewissen;
an eine soziale Civitas dei; an eine Wiedervereinigung der in
Bereitschaft stehenden orientalischen Kirche mit der okzidentalen;
nicht zuletzt an ein Deutschtum, das den Sinn dieses Krieges
erfüllen wird: die Einordnung einer gegen die Sozietät rebellieren
den Nation.
Ich ersehe aus dieser Zusammenstellung, daß ich mir Mühe
gab, die verschiedenen europäischen Parolen von gestern und
heute zusammenzuschließen und dabei den patriotischen Fehler
beging, sie sämtlich in Deutschland, und zwar in einem einzigen
Anlauf verwirklicht zu wünschen.
*
Was ist doch der letzte Grund von Luthers Revolte gewesen?
Er stellte das religiöse Individuum so hoch, daß er seinethalben
sogar einen doppelten Rechtsbruch auf sich nahm. Heute würde
er beide, das kanonische und das weltliche Recht, auf seiner
Seite gehabt haben können.
*
Man beginnt sich für Emmys „Gefängnis“ zu interessieren. 9. VI.
Das Buch spricht den Namen der Zeit und ihr Leiden aus. Ein
Berliner Rezensent nennt es ,moderne Memoiren aus einem Toten
hause' und kann seinen Eindruck nur mit demjenigen vergleichen,
den er von Hamsuns „Hunger“ hatte. Eine Münchener Zeitschrift
schreibt: ,Ein Drittel Kind, ein Drittel Weib, ein Drittel Gamin,