Von Gottes- und Menschenrechten.
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tung zwischen Bischof und Libertin kennzeichnet seine Wirk
samkeit; eine Wesensspaltung, wie sie sich (nach Seil) später nie
mehr, selbst bei Schleiermacher nicht ereignet hat. So wird Bücke
burg die eigentliche Geburtsstätte der ,modernen Weltanschau
ung 4 ; ,man könnte auch sagen: damals wird die Romantik ge
boren 4 (!).
Die Mitarbeit Goethens an den „Ideen zur Philosophie der
Geschichte 44 wird gemeinhin unterschätzt. Die Geschichte hat
nach Herder-Goethe nur einen immanenten Zweck. Gott ist sich
selbst genug. Es kommt darauf an, daß der Mensch ganz das
werde, wozu er die Kräfte hat. Der große Gedanke des Augusti
nus von einem Weltziel im Endgericht wird verworfen. Die Ge
schichte ist ein einziges Ganze natürlicher Entwicklung. Es
gibt nur eine individuelle Nemesis. Die Erlösung liegt in der
fortschreitenden Kultur 4 . Humanität ist eine Maxime der schöpfe
rischen Erkenntnis alles ,wahrhaft Wertvollen 4 in der Geschichte.
Auch seine 1787 unter dem Titel Gott erschienenen „Fünf
Gespräche über Spinoza 44 sind im lebhaften Austausch mit Goethe
entstanden, veranlaßt durch Jacobis Entdeckung des Lessing-
schen Spinozismus. Von Jacobis wirklichem Spinoza ist indessen
Herder weit entfernt; nur die Alleinslehre, den Pantheismus über
nimmt er. Gottes ist ein Reich, in dem nichts Böses sein kann.
Schiller.
Schwanken zwischen Tübinger Stift und der Militär-Akademie;
ähnliche Situation wie die Herders, und ähnliches Resultat: Ästhe
tizismus als Ausflucht in ein mögliches Dritte. In der Knabenzeit
mit Vorliebe predigend, ist er als Jüngling interessiert für die
,erhabenen Verbrecher 4 . Im „Don Carlos 44 entwirft er das Pro
gramm der nationalliberalen Partei: die Reform, rechtzeitig und
freiwillig von oben her durchgeführt, beugt sicher jeder Re