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Von Gottes- und Menschenrechten.
(In diesem letzteren Satze wird ausgesprochen, daß es keinen
leidenden Gott gibt; das Christentum also verworfen).
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Spinozas Ethik läuft schließlich darauf hinaus, daß die ,Aktiva 4
die ,Passiva 4 überwiegen, wenn nicht völlig ausschließen sollen.
Derjenige, der die meisten Aktivposten in seinem ethischen Haus
halt zu verzeichnen hat, dessen seelische Bilanz nur aus Aktiven
besteht, ist Gott. Der andere, der notwendig alle Passiva auf
seiner Seite hat, ist ein armer Teufel und gilt nichts. Auf Kosmo
logien und Begründungen sollte man nie zuviel geben. Sie er
folgen meist hinterher, wenn es auch allzu oft umgekehrt er
scheinen mag. #
Einen abstrakten Beweger, wie ihn Spinoza annimmt, gibt es
nicht. Bewegung, die uns angeht, kann nur eine Person verleihen.
Personare heißt durchtönen. Die Sprache ist die Substanz im
Menschenbereich, und zwar die Sprache Gottes. Sie erzielt die
größte Wirkung mit dem geringsten Kraftaufwand (vermittels des
Hauches und des Zeichens). Das Erleiden und die Bewegung ge
schehen durch ein Ergriffensein. Da Gott uns seine Geschöpfe
und Kinder nennt, müssen wir ihn, der uns genannt hat, lieben.
Er hat uns im edelsten Innern ergriffen. Das göttliche Wort ist
ein Ergreifen im Innersten. Eine Bewegung zu Gott hin, ein
Erleiden Gottes ist die Folge. Wer am meisten erleidet, wird
am meisten ergriffen sein. Je tiefer wir den Ruf vernehmen, desto
tiefer leiden wir. Es ist ein seliges Leiden, mag es ein unseliges
Rufen sein. Die Sehnsucht ist eine Sucht, den übernatürlichen
Rufer zu sehen von Angesicht zu Angesicht.
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VII. Einen interessanten Aufsatz enthält „Wissen und Leben 44 vom
15. März, „Psychoanalyse und Mystik 44 betitelt. Das Referat be-