Von Gottes- und Menschenrechten.
269
Der Theologe ist ein Wunderphilosoph, und als solcher der 25. XI.
allerliebendste.
*
Ohne die Unfehlbarkeit bliebe alles Bemühen nur ein Ver
such, zu subjektiven, das heißt befangenen, begrenzten, wenn
nicht privaten und interessierten Ansichten zu verleiten. Auch
der höchste Begriff, den Menschen von Gott sich bilden können,
unterliegt notwendig der kontrollierenden Kirche, und was wäre
diese Kontrolle, wenn sie nicht unfehlbar wäre. Wer bin ich, daß
ich einem Gleichgestellten zumuten dürfte, an die Richtigkeit
dessen zu glauben, was ich mir ausdenke?
*
Emmy sehnt sich nach Deutschland. Wir planen, über Berlin 30. XI.
und Hamburg nach Flensburg zu reisen. Leider kann ich nicht
sagen, daß ich dieselbe Sehnsucht empfinde. Beim Durchblättern
vielfacher Verse junger Dichter wird mir bewußt, wie verschollen
ich lebe und daß ich den Dichter in mir nahezu getötet habe.
*
Heute abend sang ich das Credo unvermittelt, wie es mir 7. XII.
immer wieder in diesen letzten Wochen durch den Sinn geht.
Credo in unum deum,
Patrem omnipotentem,
Factorem coeli et terrae,
Visibilium et invisibilium ...
Die Worte berauschen mich. Die Kinderwelt steht auf. Es
kämpft und tobt in mir. Ich beuge mich tief, ich fürchte, diesem
Leben, diesem Überschwang nicht gewachsen zu sein. Das hätte
ich früher nicht glauben können. Glauben können, glauben
können. Vielleicht sollte man alles glauben: was einem zu glauben