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Die Flucht zum Grunde.
15. VII. Heute habe ich nun auch den „Phantastischen Roman“ be
endet. Er soll Tenderenda heißen, nach Laurentius Tenderenda
dem Kirchenpoeten, von dem darin zuletzt die Rede ist. Ich kann
das Büchlein nur mit jenem wohlgefügten magischen Schrein
vergleichen, worin die alten Juden den Asmodai eingesperrt
glaubten. Immer wieder in all den sieben Jahren habe ich mich
zwischen Qualen und Zweifeln mit diesen Worten und Sätzen
verspielt. Nun ist das Büchlein fertig geworden und ist mir eine
liebe Befreiung. Alle jene Anfälle der Bosheit mögen darin be
graben sein, von denen der hl. Ambrosius sagt:
Procul recedant somnia
Et noctium phantasmata,
Hostemque nostrum conprime ...
-x
Ich bin inzwischen einige Tage in Berlin gewesen und habe
nur einen verwahrlosten, undefinierbaren Eindruck davon nach
Hause gebracht, wie nach einem wüsten Fasching, in dem alles
auf Blut, Verbrechen und Schande gestimmt war. So viele Leute
ich dort kenne, so fand ich doch niemanden mehr, mit dem
ich mich offen und menschlich hätte verständigen können. Was
meine eigene Gesinnung betrifft, so überhole ich sie rascher,
als ich sie aufzeichnen könnte, und dies allein scheint mir auf
rasche und tiefe Veränderungen auch in der Umwelt zu deuten.
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21. VII. „Le Latin mystique. Les Poetes de l’Antiphonaire et la Sym-
bolique au moyen äge“ par Remy de Gourmont. Preface de
J. K. Huysmans. (Paris, Mercure de France. 1892.)
Da habe ich nun auch der Preußischen Staatsbibliothek etwas
zu verdanken. Ich finde in diesem Werk, auf das Szittya mich