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Die Flucht zum Grunde.
die eine glaubt und die andere zweifelt. Der Zweifel kann nur
als Vorstufe gelten.
23. IV. Emmys Beichtvater in München, als sie ihm von ihrem Typhus
erzählt: ,'Welch ein Glück!‘ (Es war in der Zeit ihrer Kon
version). In ihrem neuen Buche öffnet ein Fieber die oberen
Räume.
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Wie sollte ich Zeichen erwarten, da ich selber so sehr ge
zeichnet bin? Also will ich auch keine Koketterie damit haben.
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24. IV. Wie sah meine Kindheit aus? Ich versammelte abends die ganze
Familie um mein Bett, fürchtend, ich könne sie schon am nächsten
Tage verloren haben. Als ich mit neun Jahren die Geschichte
des hl. Laurentius hörte, war ich einer Ohnmacht nahe. Mit
Überwindung verdarb ich mich; suchte mich anzupassen. Bei
meinem schüchternen Wesen war mir die Brutalität verfänglich.
Ich suchte nach Kräften das Edlere, Zartere auszumerzen. So
wurden Begeisterungen zu Perversionen.
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Aus Emmys neuen Gedichten:
Ich singe die Unendlichkeit!
O Zeit, bist du so eingeschneit?
So weiß gesungen, rosenrot!
Du Frucht der Liebe, Blut vom Tod!
Hör mein Verschwörerlied zur Nacht!
Tiefe im Tag, nachthell entfacht!
Wie bist du weinend, wie lächelnd erwacht...
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