Full text: Die Flucht aus der Zeit

Die Flucht zum Grunde. 
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Mit Emmy zur Mai-Andacht in Loretto. Die Franziskaner 
mönche dort — es sind höchstens vier oder fünf, die sich in dieser 
reichen Umgebung kümmerlich fristen —, also sie haben hinter 
dem Altar eine schwarze Madonna. Auf ihrem Sockel steht: 
,Tota es pulchrak Da sind mir ein paar Verse dafür eingefallen: 
Schwarze Madonna, du bist ganz schön. 
So sah ich dich auf dem Sockel stehn. 
Du bist ganz schön, ganz süß und ganz lind. 
Eine goldene Krone trägt dein Kind ... 
Dann kauften wir auf dem Heimweg bei Bernadone einen Fisch, 
den wir, nach Haus gekommen, ins Wasser setzten. Emmy ist 
ja eigentlich die Frau vom Meer. Fische sind die einzigen Tiere, 
die sie auf den Arm nehmen und anfassen kann. 
* 
Gehorsam ist Verzicht auf das Eigentum. Hören kann nur, 25. V. 
wer nicht auf sich selbst hört. Es ist ja kein Verdienst dabei, 
wenn ich’s sage; gleichwohl: hören kann nur, wer nichts besitzt 
und nicht einmal sich selbst gehört. 
* 
Emmy hat mir vier neue Gedichte geschenkt. Als ob das 
nun kein Besitz und kein Vermögen wäre. 
* 
Es blieb uns keine Wahl. Es war, als ob sich ein Abgrund 
geöffnet hätte, in dem die Gefühle gemartert und jede freiere 
Einsicht gehöhnt und bespien war. Man suchte zuvorzukommen 
und jeder wollte sein Exorzist am eigenen Körper sein. Aber da 
war eine unsichtbar drohende Macht, die gebieterisch ,Nein‘ 
sprach. Was infizierbar war, wurde befleckt; was brennbar war, 
ging in Flammen auf. 
*
	        
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