Full text: Die Flucht aus der Zeit

Die Kulisse. 
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macht. Aber Ideen wollen ja mehr sein: Maßstäbe irdischer 
Ordnung. 
,Es gibt christliche Arbeitssklaven und ihre Lebensbedingungen 
sind himmelschreiend': so proklamierte vor etwa achtzig Jahren 
der Sozialismus. Seitdem hat der Staat als der oberste Unter 
nehmer einiges getan, um dem Elende abzuhelfen, und die Philo 
sophie hat eifrig geholfen, die Christlichkeit zu zerstören. Je mehr 
von beiden Seiten geschah, desto weniger zeigte der Proletarier 
Neigung, den Ideologen zuliebe auf Barrikaden spazieren zu 
gehen. ,Ein fetter Sklave ist besser als ein magerer Prolet', so 
könnte heute auf manchem Parteiblatt als Motto stehen. 
In allen sozialistischen Systemen spukt die bedenkliche An 
sicht Rousseaus, wonach man am irdischen Paradiese nur durch 
die verdorbene Gesellschaft gehindert wird. 
Das Proletariat aber ist kein Rousseau, sondern ein Stück Bar 
barentum inmitten der modernen Zivilisation. Und nicht mehr, 
wenigstens in Deutschland nicht, ein Stück Barbarentum mit Kult 
und Ritus, sondern ein entgöttertes Barbarentum, dem es an 
Widerstand gegen die Korruption fehlt, eben weil und soweit es 
Proles ist. 
Was ist unter solchen Umständen von einer proletarischen Re 
volution zu erhoffen? Wenigstens doch eine Primitivierung? L. 
stimmt im Paradiese für Seßhaftigkeit (Bauerntum, Siedelung, 
Ackerkommune). 
* 
Den Blick schärfen für den Umfang einer Persönlichkeit, den 
wirklichen und den möglichen. 
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