Volltext: Die Flucht aus der Zeit

Die Kulisse. 
29 
Diskussionsabend Sonneck: „Das Verhältnis des Arbeiters zum 13. VI. 
Produkt.“ Alle geben zu, sie haben kein Verhältnis zu dem Pro 
dukt, das sie herstellen. Da ist ein Mann, der bei Mauser ge 
arbeitet hat; jahraus, jahrein Gewehre. Für Brasilien, für die 
Türkei, für Serbien. ,Erst als die Agenten kamen, die die Ge 
wehre übernahmen, und zwar der türkische und der serbische 
Agent am selben Tage, beschäftigte uns das. Seitdem hatten wir 
so ein Gefühl, daß es mit uns nicht richtig ist, aber wir arbeiteten 
weiter.' Ein anderer ist Banknotenkontrolleur. ,Mich beschäftigt 
bei der Arbeit am meisten der Ärger, daß man mir nicht traut. 
Da ist man eingegittert bis obenhin und daß man sich kaum rühren 
kann, und man merkt gleich: du wirst einfach benützt.' Auf 
die Frage an einzelne, was sie wohl tun würden, wenn ihnen 
freie Wahl zustünde: ,Wettermachen.' ,Eine Methode erfinden, 
um in einer halben Stunde nach Konstantinopel zu kommen.' 
,Einen Druckknopf erfinden, der alles mit einem Schlage herbei 
schafft.' ,Einen selbsttätigen Druckknopf, auf den man nicht 
einmal zu drücken braucht.' Kurzum: keiner würde arbeiten, 
alle aber würden Maschinen erfinden. Der gottähnliche Erfinder 
ist ihr Ideal, weil er die größte Leistung mit dem geringsten Kraft- 
aufwände erzielt. — Br. spricht irgendwie von Tolstoi, von Kolo 
nisierung (im Einklang mit der Natur stehen, Produktionsgeräte 
selbst erfinden, Segen der ganzen Menschheit). Mir bleibt als 
Resultat: die feindselige Haltung der sozialistischen Programme 
dem ,Kopfarbeiter' gegenüber ist in keinerlei psychologischen 
Tatsachen begründet. Der unumschränkte Erfinder ist das Ideal 
auch der Künste und der Religion. Die geringe Wertung der 
,Kopf'arbeit ist ein Programmpunkt, der von abstrakten Gelehr 
ten herrührt, von schwierigen Federfuchsern und halbtalentier 
ten Poeten, die ihre eigene Befreiung und ihre Rache mit ins 
Programm aufnahmen. Dem ,Kopfarbeiter' verdanken die Prole 
tarier nicht nur ihre Programme, sondern auch ihre Erfolge. 
*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.