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Die Kulisse.
bricht er in Schmähungen aus. Im Falle des Marquis: dort über
häuft er Gott und die Welt mit seinen Invektiven und Sarkas
men. In grellen Gegensätzen stellt er die Mediokrität der natür
lichen und der übernatürlichen Absichten fest, führt er die ,Ärm
lichkeit* der Ideen, der Anlage, der Gesetze vor. Weil er die
Grenzen der Hingabe mit einer imaginären Möglichkeit vergleicht,
so verachtet er, was ihm die Wirklichkeit bietet. Und er ist
grausam insofern, als er die Leidenschaft in jeder Gestalt und
also gerade dort liebt, wo sie wahrhaft Leiden schafft; weil
nämlich unter Schmerzen sich die Passion nicht mehr leugnen
läßt. Der Mensch — so lautet die Überzeugung — lebt sehr ver
borgen; viel verborgener als er sich eingestehen darf und mag.
Es gilt, die wahre, verborgene Leidenschaft des Menschen zu
eruieren oder einzugestehen, daß es gar keine Leidenschaften gibt.
*
Man könnte den berüchtigten Marquis als den eigentlichen
Antipoden des schmeichlerischen Rousseau reklamieren. Er korri
giert dessen These von der natürlichen Güte und Tugend. Zwar
klänge es geziert, wollte man sagen, er sei nicht so verführerisch
wie Rousseau. Freier aber ist er jedenfalls; freier von Sentiments
und von Illusionen. Als Philosoph eher ein pathetischer Ideologe
als ein Zyniker. In vielen Stücken hat Nietzsche ihn ausge
schrieben.
*
VI. Der Krieg beruht auf einem krassen Irrtum. Man hat die
Menschen mit den Maschinen verwechselt. Man sollte die Maschi
nen dezimieren, statt die Menschen. Wenn später einmal die Ma
schinen selbst und allein marschieren, wird das mehr in der
Ordnung sein. Mit Recht wird dann alle Welt jubeln, wenn sie
einander zertrümmern.