Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Die Kulisse. 
XI. 
legen, ob ich mir Basel nicht zur Geburtsstadt kreiere. Es ist 
die finsterste Stadt Deutschlands. Ich werde hier nichts Gutes 
zu erwarten haben. Mit Zahnrheumatismen bin ich angekommen. 
Der Regen trommelte auf die Dächer, und das Zimmer, das man 
mir zeigte, ist kahl wie ein Operationsraum in einem Kranken 
haus dritter Klasse. Man bildet sich immer ein, es könne nicht 
schlimmer kommen. Aber das Leben ist unerschöpflich an Stufen 
und Nuancen im Unbehagen. Also will ich Kerze, Watte und Spiri 
tus besorgen. 
Wie zerfahren alles ist und aussichtslos! Was soll daraus 
werden? Man soll es als eine Gnade empfinden, in dieser ver 
steinerten Herberge leben zu dürfen, und es ist sogar eine Gnade; 
das ist das Schlimmste. ,Wenn es Ihnen Vergnügen macht, 
können Sie ja gehen...‘ Es macht mir kein Vergnügen. Aber 
es macht mir auch kein Vergnügen dazubleiben. Eine Strohpuppe 
ist mitunter mehr wert als ein Mensch. Die ordinärste Krähe 
hat Achtung vor ihr. Oder kommt es vor, daß eine Krähe ihren 
Schnabel an einer Strohpuppe abwischt? 
* 
Aus den „Phantasten“ (Berlin, Herbst 14): ,Meine Damen 
und Herren 4 , sprach der Konquistatore, ,wir werden Ihnen jetzt 
zeigen den berühmten Meister Hans Schütz, welcher die Ehre 
haben wird, Ihnen auf dem Schlapperkorde mit sieben neu in- 
ventierten englischen Posituren aufzuwarten. Auch wird Demoi- 
selle auf dem steifen Seile mit geschlossenen Füßen etliche Seil 
küsse, Tänze und Komplimente aufführen, sowie zween kuriosen 
Liebhabern zwischen Himmel und Erde sich suchen aufs beste zu 
insinuieren. Auch wird sich zeigen ein künstlicher Balancier 
meister, welcher mit Schlagung der Kastagnetten nach der Ka- 
dantz der Musik in einem Wägelchen unsere Demoiselle wird
	        
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