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Das Wort und das Bild.
pfeifen oder dergleichen, so zwar, daß ihre Begegnungen den ele
gischen, lustigen oder bizarren Gehalt der Sache ausmachen. Der
Eigensinn eines Organons kommt in solchem Simultangedichte
drastisch zum Ausdruck, und ebenso seine Bedingtheit durch die
Begleitung. Die Geräusche (ein minutenlang gezogenes rrrrr, oder
Polterstöße oder Sirenengeheul und dergleichen), haben eine der
Menschenstimme an Energie überlegene Existenz.
Das „Poeme simultan“ handelt vom Wert der Stimme. Das
menschliche Organ vertritt die Seele, die Individualität in ihrer
Irrfahrt zwischen dämonischen Begleitern. Die Geräusche stellen
den Hintergrund dar; das Unartikulierte, Fatale. Bestimmende.
Das Gedicht will die Verschlungenheit des Menschen in den me
chanistischen Prozeß verdeutlichen. In typischer Verkürzung zeigt
es den Widerstreit der vox humana mit einer sie bedrohenden, ver
strickenden und zerstörenden Welt, deren Takt und Geräusch
ablauf unentrinnbar sind.
Auf das Poeme simultan (nach dem Vorbild von Henri Barzun
und Fernand Divoire) folgen „Chant negre I und II“, beide zum
ersten Mal. „Chant negre (oder funebre) N. I“ war besonders
vorbereitet und wurde in schwarzen Kutten mit großen und
kleinen exotischen Trommeln wie ein Femgericht exekutiert.
Die Melodien zu „Chant negre II“ lieferte unser geschätzter Gast
geber, Mr. Jan Ephraim, der sich vor Zeiten bei afrikanischen
Konjunkturen des längeren aufgehalten und als belehrende und
belebende Primadonna mit um die Aufführung wärmstens be
müht war.
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2. IV. Frank und Frau haben dem Kabarett ihren Besuch gemacht-
Ebenso Herr von Laban mit seinen Damen.
Einer unserer unentwegtesten Gäste ist der bejahrte Schweizer
Dichter I. C. Heer, der vielen tausend Menschen mit seinen holden
Blütenhonigbüchern Freude macht. Er erscheint stets im schwär-