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Dadaist sein kann jeder. Dada ist nicht auf irgendeine 
Kunst beschränkt. Dadaist ist der Mixer in der Manhat 
tan-Bar, der mit der einen Hand CuraQao schenkt und 
der anderen seine Gonorrhoe auffängt. Dadaist ist der 
Herr im Regenmantel, der schon zum siebtenmal die 
Reise um die Welt antritt. Dadaist sollte der Mann sein, 
der ganz und gar begriffen hat, daß man Ideen nur haben 
darf, wenn man sie im Leben umsetzen kann — der 
durchaus aktive Typ, der nur durch die Tat lebt, weil 
sie seine Möglichkeit der Erkenntnis in sich schließt. Da 
daist ist der Mann, der sich im Bristol-Hotel eine Etage 
mietet, ohne zu wissen, von welchem Geld er dem 
Zimmermädchen das Trinkgeld bezahlen soll. Dadaist 
ist der Mann des Zufalls mit den guten Augen und dem 
coup du pere FranQois. Er kann seine Individualität los 
lassen wie ein Lasso, er urteilt von Fall zu Fall, er 
resigniert in der Erkenntnis, daß die Welt allzumal in 
sich schließt Mohamedaner, Zwingliar.er, Sekundaner, 
Anabaptisten, Pazifisten usw. usw. Die Buntheit der Welt 
ist ihm willkommen, aber er wundert sich weiter nicht 
darüber. Abends spielt die Kapelle am See und die Huren, 
die sich auf ihren hohen Stöckelschuhen wiegen, lachen 
Dir ins Gesicht. Es ist eine beschissene und durchaus 
närrische Welt. Man geht so vor sich hin und macht 
sich eine Philosophie für sein Abendessen. Aber ehe 
Du Dichs versiehst, bringt der Postbote Dir das erste 
Telegramm, daß alle Deine Schweine an der Hundswut 
gestorben sind, Deinen Frack warf man vom Tour Eiffel 
und Deine Haushälterin traf der Knochenfraß. Du siehst 
erstaunt in den Mond, der Dir eine gute Kapitalsanlage 
zu sein scheint, da bringt derselbe Postbote Dir ein 
Telegramm, daß alle Hühner, die Du besitzt,an der Klauen 
seuche krepiert sind, Dein Vater fiel in eine Mistgabel 
und erfror und Deine Mutter platzte vor Kummer an 
läßlich ihrer silbernen Hochzeit (vielleicht blieb ihr auch 
die Bratpfanne an den Ohren hängen, ich weiß es nicht). 
Das ist das Leben Verehrtester. Die Tage wechseln wie
	        
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