II
Dadaist sein kann jeder. Dada ist nicht auf irgendeine
Kunst beschränkt. Dadaist ist der Mixer in der Manhat
tan-Bar, der mit der einen Hand CuraQao schenkt und
der anderen seine Gonorrhoe auffängt. Dadaist ist der
Herr im Regenmantel, der schon zum siebtenmal die
Reise um die Welt antritt. Dadaist sollte der Mann sein,
der ganz und gar begriffen hat, daß man Ideen nur haben
darf, wenn man sie im Leben umsetzen kann — der
durchaus aktive Typ, der nur durch die Tat lebt, weil
sie seine Möglichkeit der Erkenntnis in sich schließt. Da
daist ist der Mann, der sich im Bristol-Hotel eine Etage
mietet, ohne zu wissen, von welchem Geld er dem
Zimmermädchen das Trinkgeld bezahlen soll. Dadaist
ist der Mann des Zufalls mit den guten Augen und dem
coup du pere FranQois. Er kann seine Individualität los
lassen wie ein Lasso, er urteilt von Fall zu Fall, er
resigniert in der Erkenntnis, daß die Welt allzumal in
sich schließt Mohamedaner, Zwingliar.er, Sekundaner,
Anabaptisten, Pazifisten usw. usw. Die Buntheit der Welt
ist ihm willkommen, aber er wundert sich weiter nicht
darüber. Abends spielt die Kapelle am See und die Huren,
die sich auf ihren hohen Stöckelschuhen wiegen, lachen
Dir ins Gesicht. Es ist eine beschissene und durchaus
närrische Welt. Man geht so vor sich hin und macht
sich eine Philosophie für sein Abendessen. Aber ehe
Du Dichs versiehst, bringt der Postbote Dir das erste
Telegramm, daß alle Deine Schweine an der Hundswut
gestorben sind, Deinen Frack warf man vom Tour Eiffel
und Deine Haushälterin traf der Knochenfraß. Du siehst
erstaunt in den Mond, der Dir eine gute Kapitalsanlage
zu sein scheint, da bringt derselbe Postbote Dir ein
Telegramm, daß alle Hühner, die Du besitzt,an der Klauen
seuche krepiert sind, Dein Vater fiel in eine Mistgabel
und erfror und Deine Mutter platzte vor Kummer an
läßlich ihrer silbernen Hochzeit (vielleicht blieb ihr auch
die Bratpfanne an den Ohren hängen, ich weiß es nicht).
Das ist das Leben Verehrtester. Die Tage wechseln wie