^7
machten. Die Abstraktion der Romanen war noch mit
letzter Kraft auf etwas Allgemeingültiges, unter Mehre
ren Festgelegtes gerichtet, setzte eine Persönlichkeit mit
angeborenem Maß und Takt in der Behandlung trans
zendenter Dinge voraus, während die Deutschen mit
ihrer Expression an die unkontrollierbare Verimmer-
lichung des einzelnen Subjekts appellierten und hierdurch
dem „Kolossalen“ und dem Grotesken freien Spielraum
ließen, wie es sich dann in der willkürlichen Verzerrung
der anatomischen Verhältnisse geäußert hat. Die „Galerie
Dada“ zeigte in genialer Willkür kubistische, expressio
nistische und futuristische Bilder; sie machte ihren kleinen
Kunstbetrieb bei literarischen Tees, Vorlesungen und
Rezitationen, während sich das Wort Dada die Welt
eroberte. Das ist direkt rührend zu sehen. Täglich liest
man sich in seinem Stammkaffee die Kritiken vor, die
aus aller Herren Länder kommen und durch ihre Ent
rüstung zeigen, daß man mit Dada irgend jemand ins
Herz getroffen hat. Man ist betroffen, man schweigt
und freut sich seines Ruhmes. Tristan Tzara weiß nichts
weiter zu tun als in vielen Manifesten von der „art
nouveau“ zu reden, die „ni futurisme ni cubisme“ sei,
die vielmehr Dada sei. Was aber war Dada? „Dada“
heißt es „ne signifie vien“ Psychologisch schiebt man
Energie und Wollen vor und versichert, daß man außer
ordentliche Absichten habe. Aber was für Absichten
man hatte, darüber konnte man nicht im Entferntesten
Auskunft geben. Dada-Aussichten-Dada-Absichten.
Die inkommensurablen Werte erobern sich die Welt.
Wenn jemand ein Wort mit großer Gebärde unter die
Leute wirft, so machen sie sich daraus eine Religion.
Credo, quia absurdum. Dada hat sich tatsächlich als
einfaches Wort einen großen Teil der Welt erobert,
selbst ohne an eine Person gebunden zu sein. Es handelt
sich hier fast um ein magisches Ereignis. Der wirkliche
Sinn des Dadaismus ist erst später in Deutschland von
den Personen, die ihn mit Eifer propagierten, erkannt