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„Aber das ist doch gar nichts Neues“, werden sogleich
diejenigen schreien, die von dem „Alten“ nie loskommen
können. Das ist insofern etwas unerhört Neues, als zum
erstenmal aus derFrage: Was ist die deutsche Kultur? (Ant
wort: Dreck) die Konsequenz gezogen worden ist, nun mit
allen Mitteln der Satire, des Bluffs, der Ironie, am Ende /
aber auch mit Gewalt gegen diese Kultur vorzugehen.
Und zwar in gemeinsamer großer Aktion. Dada ist eine
deutsche bolschewistische Angelegenheit. Es muß dem
Bürger die Möglichkeit genommen werden, „Kunst zu
seiner Rechtfertigung zu erhandeln“. Kunst sollte über-r
haupt mit schweren Prügeln belegt werden, für die Dada
mit der Inbrunst seiner ganzen Beschränktheit eintritt. Die
Technik des dadaistischen Feldzugs gegen die deutsche
Kultur sind lange überlegt worden. Am besten ließ sich
das in großen Vorstellungen arrangieren, wo gegen an
gemessene Preise alles, was mit Geist, Kultur und Innerlich
keit zusammenhängt, symbolisch abgeschlachtet wird.
Es ist lächerlich und das Zeichen über die polizeiliche
Norm hinausgehender Plattköpfigkeit, nun zu sagen, Dada
(dessen tatsächliche Leistung bei ungeheuerem Erfolg
nicht wegzuleugnen ist) sei „nur von negativem Wert“.
Mit dem Schwindel von negativ und positiv lassen sich
doch heute kaum noch die Abcschützen kommen.
Die Herren, die den „Aufbau“ notwendig haben, ge
hören zu den verdächtigsten Typen einerinnerlich längst
bankerottierten Kaste. Daß Ruhe, Ordnung und Aufbau,
das „V erständnis für eine organische Entwicklung“ nur Sym
bole, Vordergründe und Vorwände für Hintern, Fett und
Gemeinheit sind, hat unsere Zeit zur Genüge erfahren.
Wenn die dadaistische Bewegung Nihilismus ist, so ge
hört eben Nihilismus zum Leben, eine Wahrheit, die
übrigens von jedem Zoologieprofessor bestätigt werden
wird. Relativismus, Dadaismus, Nihilismus. Aktion, Re
volution, Grammophon. Es wird einem schlecht zumute,
wenn man das alles zusammenhört, was als solches
(soweit es als Theorem sichtbar wird) ganz antiquiert