Full text: Auguste Bolte

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Wollte Frl. Auguste Bolte ihren Doktor machen, 
Doktor des Lebens, gewissermaßen, Dr. Leb. Und 
dieses sollte ihre Doktorarbeit werden. Das Thema 
schrie nach Bearbeitung, denn es war bislang noch 
sehr wenig bearbeitet, ein dankbares Thema. Wie 
würde Auguste nachher dastehen, wenn sie Dr. des 
Lebens wäre, Fräulein Dr. Auguste, Fräulein Dr. 
Leb. Eine neue Fakultät. Dieses und manches 
andere, z. B. das Wort Infinitiv dachte Auguste, auf 
deutsch „Die Erhabene“, während sie von den an 
deren 2 sich endgültig abtrennte, um ab nun den 
anderen einen 2 nachzulaufen. Auguste schätzte 
jetzt ihre Geschwindigkeit auf die des Schalles, 
333 Y» m die Sekunde. Eine weitere Steigerung 
schien ihr unmöglich zu sein, sie würde sonst an 
kommen, bevor man ihre Fußtritte hören konnte, 
und der Donner ihrer Schritte würde ihr auf dem 
Fuße folgen. Nun war Auguste so bescheiden wie 
klug, und so beschied sie sich, die einen 2 nun nicht 
mehr zu verlassen, sondern ihnen zu folgen, bis sie 
erfahren haben würde, was los wäre. 
Plötzlich trennten sich auch diese letzten zwei, 
einer ging in ein Haus rechts, der andere in ein 
Haus links. Frl. Dr. Auguste, ich will sie hier ho 
noris causa* schon so nennen, stand auf der Straße 
wie ein Mann. Links ging eine Hoffnung ins Haus, 
rechts ging eine Hoffnung ins Haus. Rechts ging 
eine Hoffnung ins Haus, links ging eine Hoffnung 
ins Haus. Frl. Dr. Auguste war ein gescheiteltes 
Mädchen. Sie dachte an das Wort „Infinitiv“. 
Plötzlich schoß ihr gewissermaßen das Wort 
„Baum“ durch den Kopf. Das heißt eigentlich 
schoß es gar nicht. Denn wie Frl. Dr. Auguste auch 
ihren Kopf befühlte, er war ringsum heile geblieben. 
* ehrenhalber.
	        
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