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förmlichen Verbeugung ging Mayer weiter. Aber
Frl. Dr. Auguste war infolge ihrer Erfahrungen
mißtrauisch geworden und fragte deshalb einen
zweiten Mann nach Nr. 5. Der hieß Müller. Frl.
Dr. Auguste wußte, daß ihr als Persönlichkeit jeder
antworten mußte. Sie bat also Müller, ihr zu sagen,
wo Nr. ö wäre. Müller war von Beruf Klosett
reiniger. Müller brummte nur zwischen den Zahn
lücken: „Kann det Biest nich sehn?“ Auguste
bat noch einmal: .,Ach bitte haben Sie die große
Güte, mir die Hausnummer 5 zu zeigen, ich leide
nämlich an Waden krampf". „Die werk Dich zei
gen“, fletschte Müller und zeigte ihr Nummer 4.
Also fragte Auguste in 4 in 24 Wohnungen nach
dem Fräulein. Zuletzt schickte man sie nach Num
mer 3. Abei' welch glücklicher Zufall, welche Wen
dung des Himmels! Auguste war schon als Kind
ein gescheiteltes Mädchen gewesen. # Und sie
schon immer so gewisse Ahnungen gehabt. Und
so traf es sich per Zufall, daß Frl. Dr. Auguste,
indem sie in Nummer 3 gehen wollte, zufällig in
Nummer 5 hineinging. Bewegung macht Hunger,
und Hunger macht satt. Bewegung ist der beste
Koch. Das heißt an Essen war gar nicht zu denken.
Jedenfalls war Auguste jetzt in Nummer 5, der
Instinkt war mit ihr durchgegangen. Und tatsäch
lich, nachdem sie in allen 10 Wohnungen des Vor
derhauses und allen 10 Wohnungen des Hinter
hauses nach dem jungen Mädchen gefragt hatte,
erkannte sie die betreffende junge Dame, die vor
ca. 6 Stunden sich von 5 getrennt hatte, um in 5
zu gehen. Die betreffende Betroffene öffnete ihr
nämlich selbst die Tür in der fünften Etage, Hin
terhaus." Der Instinkt war eben mit Frl. Dr. Leb *
* s. Kritiker. ** ausgerechnet „fünfte" Etage.