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ließ ihr Auto halten. Es war klar, daß hier etwas
los war. Warum sonst entspringt ein Mann in
ein Haust Sowas geht nicht in einen hohlen Zahn!
Warum sonst springt ein Mann in eine Droschke,
um in ein Haus zu entspringen? Warum? Soviel
war sicher, wenn hier nichts los war, war nirgends
was los. Obzwar es auch umgekehrt sein konnte.
Aber indem Auguste die Gleichgültigkeit aller
Werte erkannnte, indem sie nun wußte, daß alles
je nach Geschmack alles oder auch nichts beweisen
konnte, kam ihr eine neue unerhörte Erkenntnis,
daß es nämlich gleichgültig ist, ob sich ein Mensch
darum kümmert oder nicht.
Um alles konnte sich niemand kümmern. Der
Mensch mußte sich entscheiden. Und er mußte sich
entscheiden. Und er mußte sich entscheiden, nicht
weil er sich entscheiden mußte, sondern gerade weil
es an sich gleichgültig war, ob er sich entschied und
wie er sich entschied.
Frl. Dr. Professor Auguste machte nun ange
sichts der neuen Erkenntnis einen Strich durch ihr
früheres Leben und wollte nun nur noch ausschließ
lich ihre ganze Forscherkraft dem ins Haus ent
sprungenen Manne widmen. Hier sollte sich alles
entscheiden. Nur schade, daß sie nicht mit dem
Auto ins Haus fahren konnte. Vielleicht würde
dieser Mann sie sogar heiraten, wenn er erfuhr, daß
sie Dr. Prof. Leb wäre. Ueberhaupt wenn sie ein
mal heiraten sollte, so wäre das gerade ein Mann
für sie gewesen. Denn dieser Mann hatte Respekt
vor ihr. Dieser Mann betrachtete sie, wie sie bei
ihrer geistigen Bedeutung betrachtet werden mußte,
als Respektsperson. Deshalb entsprang er in jenes
Haus. Auguste Bolte wußte jetzt, was sie wollte.
Sie sprang aus dem Auto, warf den Schlag zu und
lief in d. h. sie wollte laufen.