Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

engen endlichen Spielraum der Lebenstage hinaus — geschweige das 
Hinausschwingen von Person, Geist, Wille, Liebe über dieser Tage 
Grenze. Das Nichtfehen des Todes, die Todesblindheit, welche die 
„Geschäfte" bewirken, ist der Grund für den Unglauben an das 
Fortleben über den Tod hinaus. Wer den Tod steht, der steht seine 
Person im selben Akte des Gchauens über den Tod erhaben; er sieht 
sich über die Grenze des Todes hinausschwingen. Metaphysik ist 
Heldentum des Gedankens. Heldentum ist praktische Metaphysik. 
Der Rrieg ist der Metaphysiker der „Armen im Geiste"; er macht 
die Lehre der Weisen zum Gemeingut. 
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Wie auf Stufen führt der Genius des Rrieges seinen Lehrling 
bis zum Wissen der Unsterblichkeit. Er zeigt ihm zuerst Ehre und 
Auszeichnung. Damit lockt er ihn heraus aus dem dumpfen, in sich 
geschlossenen Ichgefühl, das ihm Ln Friedenszeiten seinen Leib, 
dessen Lust und Schmerz als die Wurzel seines wahren Selbst vor 
spiegelte. Er führt ihn hinaus über die Liebe zu feiner Ehre und 
läßt ihn im Blick auf die geliebte Fahne, in Rampf und Einstehen 
für sie, die Ehre eines Größeren, die Ehre des Regiments den 
Fährnissen feines Leibes und seiner eigenen Ehre vorziehen. 
Das Alles ist noch irdisch — allzu irdisch! Ehre und VUchtehre 
hängen vom Verhalten der noch Lebenden ab, vom Verhalten der 
Umwelt und Nachwelt. Viele taten Rühnstes, ohne daß es Jemand 
weiß. viele erhielten nicht die Auszeichnung, die sie verdienten; viele 
erhielten Auszeichnungen, die sie nicht verdienten. Die Fahne, so herr 
lich sie dort siattert, für Gott ist sie nur ein Stück buntes Tuch. 
Aber der Genius des Rrieges verfügt noch über tiefere Rünste, 
die schlafenden Seelen zu erwecken. Er führt seinen Zögling vor 
Etwas, das größer und besser ist als alle Ehre: vor den Ruhm, 
vor die „irdische Unsterblichkeit". Denn Ruhm: das ist das 
lebendige Fortwirken der Person Ln ihrer Willenstat auf irdische 
Dinge selbst; Ruhmliebe Vorgefühl und Sehnsucht nach diesem 
Wirken. Er ist nicht Sehen und Schätzung dieses Fortlebens und 
-wirken- durch Umwelt und „Andere", die sich täuschen oder blind
	        
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