Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

JCmc unbedingte Hingabe des Geistes an den Rrieg wäre das Gemäße, wenn 
der Geist der Schöpfer des Rrieges wäre. Aber der Rrieg ist der Sohn einer 
Welt, welche der.Geist nicht einmal gekannt und noch weniger geliebt hat. Und 
er ist irgend ein Glied der Rette Zufall, die der Geist, wo er stark ist, als 
Unsinn zerreißt, wo er schwach ist, als Schicksal verehrt. Daß ein neuer Geist 
aus dem Rrieg erwüchse, wäre zu denken, daß der alte in ihm aufginge, wäre 
Selbstbetrug. Der Geist hat in keinem Raum, was selber und ohne ihn lebt. 
Er ist Schöpfer, Gesetzgeber, Feldherr, Rönig und Rünstler. Er darf und kann 
sich nur seinem eigenen Werke opfern. 
* 
^/st der Geist nicht Schöpfer und Herr einer Welt, so muß er vor dem Rrieg 
verstummen und die Seele ins Feld schicken. Ist ers aber, so muß er aus der 
Lava des Völkerkrieges Eis machen, wie aus einer blühenden Herbstzeitlose. 
L/er deutsche Leib und was von ihm stammt, ist Mann, der deutsche Geist 
und was aus ihm wächst, ist Weib. Der deutsche Wille und die deutsche Macht 
sind männlich, aber nicht geistig. Die deutsche Philosophie und die deutsche 
Runst sind geistig, aber weiblich. Diese beiden sind nicht mit einander gewachsen 
und können nie zu Einer Rultur schmelzen. Sie sind durch das Zwischenreich 
des Unendlichen und Unbedingten — die religiöse Regenbogenbrücke — wirklich 
verbunden und scheinbar vereinigt worden. Mit zu kluger Auswertung dieser 
mystischen Einheit — indem sie ihr Reich von Leib, Wille und Macht in der 
Form von Geist, Philosophie und Runst als ein Unendliches und Unbedingtes 
darstellen — werden die Deutschen Herren der alten Welt auf Rosten des neuen 
Menschen. Hier nie etwas sehn zu wollen und darum nie etwas sehn zu können, 
ist das Verhängnis des deutschen Wesens. 
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L^as Ideal von der sittlichen Freiheit ist das Ideal des vollkommenen Dienens. 
Es lautet: Gehorche unbedingt einem Unbedingten, werde ihm gleichnisweise 
gleich, in unendlicher Näherung. Aber so erzieht man den Sklaven an sich, ist 
er ganz Sklave geworden, so muß er sich als ganz frei empfinden. Es ist der 
Gegensatz zu allen schöpferischen Idealen und Erziehungen. Denen widerstrebt 
das Unbedingte, weil sie selber neu bedingen. Es ist Ideal und Erziehung 
der absoluten Religion, von der absoluten Metaphysik weitergetragen. Der
	        
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