Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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versinken drohte, wenns not tat, auch zerstören und vernichten konnten, denn zu 
erneuern, zu gestalten, nicht zu genießen und im Behagen zu versinken, waren 
die Deutschen geschaffen. Und mußte es die eigene Welt, das eigene Selbst sein, 
es ward nicht geschont, „will ich denn mein Glück, ich will mein Werk." Das 
Wort ist deutsch. Ein Antlitz, das mild und grimmig zugleich blickt, eine Hand, 
die rötliche Waffen und die friedlichen zur selben Zeit führt, die zerstört und 
gleich wieder die Ordnung, als den Sinn alles Lebens, selbst im Rriege erneuert, 
ein Geist, der von sich das Höchste fordert und nicht begreifen kann, daß es 
Menschen gibt, die Niedriges für das Höchste halten mögen, eine Sprache, die 
das vielfältigste umfaßt, ausdrückt, liebreich pflegt und nebeneinander gedeihen 
läßt, unzählige Lebenskreise, eng doch übersichtlich und sinnvoll ineinander 
geschlungen, aber voll höherer, weltbedeutender, weltschaffender Einheit; Ordnung 
in allen Teilen und, wenn einmal wieder Ruhe sein wird, auch Anmut und 
wohlgefällige Gliederung des Vielfältigen, Maß und Zucht, strenge Bindung 
an dunkle und gefühlte, aber zugleich tief erkannte Gesetze des eigenen Wesens, 
aber wiederum freundliche Freiheit und Gelenkigkeit alles Geistigen, gewollte Ab 
stufungen der notwendigen Ungleichheit, aber auch das Gewissen der Herrschenden, 
wie der Dienenden, Einheit im Ganzen und vor allem Ganzheit im wollen, im 
Rönnen und im Werk. Den Vielen, Zusammengescharrten gegenüber mag dieses 
Angesicht der Nation furchtbar genug erscheinen, weil sie wohl kaum überwunden 
werden kann und darum Entsetzen einflößt, sie fühlen den Grimm dieser Züge, 
deren Milde sie niemals zu erkennen vermochten, wir aber wollen, was diese, 
dennoch arge Zeit enthüllt, mit einem Blick für unser ganzes Leben anschauen 
und uns einprägen, denn wir werden es vielleicht niemals wieder so ganz, so 
zusammengefaßt, so stark, so ewig und so einzig wiedererkennen, wie jetzt: Das 
deutsche Angesicht. 
Otto Sroeffl
	        
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