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riedevoll bogst du mit gleitendem Fluß und dem Schwung
des Gebirges
Sonst dich hinaus, wie mit offenen -Lippen zum Russe,
mein Tal,
Gegen den westlichen Fimmel gekehrt und das ebene Land,
Wo allabendlich stand und niederschwebte der Gral
Göttlich und heiter verströmenden Lichtes.
Ach und geruhsam verfiossen uns, immer aufs Eigne gewandt,
Wolkige Tage; und Nächte Ln Mondglanz gelöst. Es empfahl
Jegliche Stunde uns Glücklichen sich so zu Tat oder Tand.
Denn wie gesteigerte Gnade der Strom ist den Wellen des Flusses,
So uns Menschen war Höhergang, Lust auch, das kindliche Floß
Mit bemasteten Schiffen zu tauschen und künftige Tat
Rühner zu wagen, ein Traum. Des Meeres gedachten wir bloß
Fern, da es fern ist, solange wir stießen.
Aber wie jah die Gemächlichen rrafs! Denn der Ozean trat
Plötzlich zu Füßen uns brüllend hervor; und besinnungslos
Schoß Ln den Tod, kataraktengejagt, die berufene Saat.
Täglich nun steht dir, entvölkertes Tal, am sinkenden Tage
Ahnungsfchwer ein heroisches Abendrot dort, wo die flacht
Dich zu verschließen sich eilt, die entmenschlichte. Flammen des Rriegs,
Rinnendes Blut und rünstige Brandruinen der Schlacht
Glühen in Wolken herauf und ragen
Stumm in entfremdetes Leben. Die Ferne sog Blut. Oder stiegs
Dünstend empor? All Abend kehrt wieder die düstere Pracht.
Manchmal staggt dann Ln ihr schwarz eine Fahne des Siegs.
F. A. Schmid-Noerr