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er kann auch mit der bösesten Nutzung das ihm von Gott ver
liehene Gut nicht ausschalten; er kann es wohl teuflisch, aber nicht
nichtig machen.
Was ist zu tun? Die gute Revolution ist zu tun, die aus dem
seelischen -Leben des einfachen bescheidenen Menschen herausstürzt
als Gebet und Gebot, Wunsch und Begehr seines einfachen -Lebens,
das ein Haus hat, ein Feld, ein Weib und Rinder aus seinem Weibe.
„Aber wie wollen Sie damit, mit diesen Idealen, die Tatsache des
Weltverkehrs und des Girowesens aufrecht erhalten?" fragt der an
die Börse vollkommen Angepaßte. Darauf ich: Wenn sich der Welt
verkehr und das Girowefen nicht mit den elementaren Wünschen,
ja mit den Grundfunktionen unserer Seele vertragt, so spricht das
nur gegen Weltverkehr und Girowesen, nicht gegen die Seele. Unsere
Revolution ist, daß sich Ihr Weltverkehr und Giro an unsere Seele
anpaßt, wenn er schon sein zu müssen glaubt, nicht aber, daß wir
unsere Seele an Ihr Zeug anpassen, mit dem Sie Ihren leeren
Tag füllen, weil Sie entseelt find!
Wer die gute Revolution vollbringen wird? Die meisten
Menschen find bescheidene -Leute und werden darum von den un
bescheidenen überrannt und gouvemiert. Aber vielleicht rückt der
Umstand, daß in diesem Augenblick der bescheidene gewöhnliche
Mensch so Ungewöhnliches tut wie sich für eine Idee lieber tot
schlagen zu lassen als gegen sie zu leben, vielleicht rückt dieser Um
stand den bescheidenen Menschen auch nachher naher, gefährlich
näher an den unbescheidenen Schwätzer und Regierer heran und
zwingt ihn hinter die Front unseres bürgerlichen -Lebens, vor der
er mit seiner zitatenreichen Bildung und seiner Unmenschlichkeit
herumgestikuliert, daß die Bescheidenen ihn für den Führer halten,
wo er nur ein Schellenschwinger ist. Diese bescheidenen Menschen
sind unsere Hoffnung auf die gute Revolution. Denn sie werden
die einzig praktische Politik der Ideale treiben gegen die phan
tastische Politik des Giro, des Weltverkehrs und der Obligationen.
Franz Blei