hätten wir verloren, denn was sollten wir mit einer Kraft, die wir nicht an
wenden könnten? Die wichtigste Provinz aber, die wir uns erobern können, ist die
internationale Stimmung: sie öffnet uns den weg zur Weltherrschaft. XXuv siel
Weltherrschaft ist ja nichts als Macht über die „internationale Stimmung".
Mir ist auch gar nicht bang, denn ich meine nicht, daß uns das sehr schwer
werden wird, wenn wir es nur wollen. Dem Starken neigen sich unwillkürlich
auch die wiederstrebenden zu, Sieg tut Wunder und die Masse der Schwanken
den sucht ihren Vorteil immer an der Seite des Glücks. Man soll nicht den
Propheten spielen, aber ich wage doch voraus zu sagen: wir werden, wenn
wir mit den Waffen siegen, uns wundern, wie beliebt wir dann auf einmal
in der ganzen Welt sind, was wir wahrhaftig niemals waren. Beliebt ist
freilich noch nicht geliebt. Beliebt ist, bei wem man seinen Vorteil zu finden
glaubt. Um dann mit der Zeit vielleicht auch geliebt zu werden müßten wir
ihnen noch mehr bieten.
Die anderen werden gewiß bereit für uns sein. Aber die Gefahr ist, daß
wir selber nicht bereit für sie sind. Der Augenblick der ungeheuren Besin
nung auf uns selbst, zu der uns der Krieg zwang, wird allen unvergeßlich
bleiben, wir fanden uns plötzlich ganz allein, da galt es zu zeigen, was wir
wert sind, und wir zeigten, daß wir ganz allein gegen die Welt stehen können.
Dieses Gefühl wird uns nie verloren gehen, wir sollten uns aber doch hüten,
falsche Schlüsse daraus zu ziehen. Es ist ein herrliches Bewußtsein, keinen
Freund zu brauchen. Daraus folgt aber doch nicht, daß man auf jeden Freund
verzichten muß. Gerade wer keinen Freund braucht, wird desto leichter welche
finden. Und auch wer keinen braucht, kann ihn gebrauchen. Je mächtiger wir
aus diesem Kriege hervorgehen, desto williger öffnet sich uns die Welt und
wenn wir diese Gelegenheit nicht nützen, betrügen wir uns um den Genuß
unserer Macht. Abgeschlossen von den anderen in uns eingeschlossen, hätten
wir von einer Macht nichts, an der wir ersticken müßten. Die einfachste Klug
heit, der eigene Vorteil, das Gebot der Notwendigkeit müssen einem siegenden
Volke raten, die Verbindung mit den anderen zu suchen. Sieg erweitert ein
siegendes Volk, treibt es über sich hinaus und öffnet es den anderen. Das ist
die natürliche Wirkung des Sieges, kein Volk kann ihr widerstehen, gar aber
das deutsche nicht, das sein Wesen verleugnet, wenn es sich absondert. Ich
hätte das Gefühl, daß ein verschlossenes, in sich gekehrtes, eingezogenes Deutsch
tum undeutsch werden müßte. Deutsch war es von je, dem Wesen der anderen
Völker offen zu stehen, es einzulassen und aufzunehmen, was auch nur der
Deutsche ungestraft kann, weil er allein, sich in seiner Eigenart so stark und
sicher weiß, daß alles in seiner Hand, wie fremd es ihm auch sei, bloß dadurch
daß er es berührt, im Augenblick schon verwandelt ist und sein Eigentum wird.
Die ganze deutsche Baugeschichte besteht darin, daß lateinische Gedanken deut
sches Wesen annehmen. Und was macht denn die Gewalt unserer deutschen
Mystiker aus, als daß in ihnen die römische Lehre plötzlich deutsche Augen