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as Vertrauen auf die irgendwie göttliche Kompetenz
historischen Geschehens findet ihren bösen Versucher immer
wieder in dem Fehlen des Beweises, daß das Lebensfähige
auch das Lebenswerte sein muß. Das in seinen Beziehungen
zur Welt Schwächere kann das Höhere sein. Unter
gegangenes wäre werter des Siegens gewesen. Die, welche
auf den geschichtlichen Sinn der Welt schwören, seyen von
vornherein die Unbekannte „Realität" als positiv, wir
können diese nicht als Basis für unser Lebensgebäude annehmen. Nicht die
Welt wie sie ist, sondern wie unser Geist will, daß sie sei, ist der Winkel,
unter dem wir zurück und umblicken. Das Leiden am Geschehen trieb uns
zum Rückzug auf uns. Gorhiker, trotz aller Anbetung dieses herrlichen und
Verfluchten Lebens, fanden wir, daß der Geist in uns höhere Wege bezeichnete,
als die Wirklichkeit lief. Nähme man die Richtungen gar als einander feindlich
an, es wäre bei der heutigen Weltlage nicht zu verwundern; und vielleicht
einzige Beruhigung. Daß dies oder jenes nur so in der Realität möglich ist,
ist uns höchstens trauervslle Erkenntnis. Nicht aber verführt es uns zu der
Bequemlichkeit, es uns als das Gute und als das vielgepriesene Endziel von
der Wirklichkeit aufdrängen zu lassen, wir geben es nicht zu, daß diese unsere
Röpfe modelt, mag sie, die stärkere, uns noch so oft Llownsköpfc aufseyen.
Der Geist in uns bleibt alleiniger Maßstab und Ausgangspunkt.
Es scheint, als ob der Rulturaufstieg des Menschengeschlechts darin besteht,
daß das Außen zum Innen wird. Das Tier kann den Baum nicht in sich ein
beziehen, so daß es aus ihm etwas zu machen vermöchte. Von den mythischen
Götzen, die noch ganz abgetrennte Mächte sind, meist auch im Aufenthaltsort
von der Erde geschieden, bis zum Nieyscheschen Menschen, der selbst Gott ist,
hat die Menschheit den Glauben etappenweise aus der Außenwelt zurückgeholt
und in den eigenen Umkreis verlegt. Der Entwicklungsgedanke gab die Zuver
sicht auf das selbständige Vermögen und ungeheuere Schwungkraft auf der
Bahn zur Emanzipation der Natur gegenüber. Nun wissen wir es: Die Welt
ist mit den letzten Menschen zu Ende. Um uns regt sich nichts mehr. Unser
gutes Hirn hat Maschinengewehrarbcit verrichtet. Nur in uns Menschheit ist
Himmel und Hölle. Rein Pantheist kann, setzt er sich selbst nicht als Haupt
motiv in die Natur, lange die Augen zukneifen, wenn er aus seinem Wald in
die Städte kommt. Die Menschen sind unser endgültiger Glaubensbezirk.
Ihn überspringend mag der mystische Orientale sich unmittelbar an das All
geben können, wir Individualen gelangen nur über uns selbst zur Unend
lichkeit. Denn als unsere Hoffnung sich auf die Menschen warf, wurden sie
Ewigkeit. Sie, die Träger des Geistes, dessen Herrschaft wir in fernen Zeiten
und Reichen ersehnen, sind Abgesandte aus Jahrtausenden voraus in die