Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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as Vertrauen auf die irgendwie göttliche Kompetenz 
historischen Geschehens findet ihren bösen Versucher immer 
wieder in dem Fehlen des Beweises, daß das Lebensfähige 
auch das Lebenswerte sein muß. Das in seinen Beziehungen 
zur Welt Schwächere kann das Höhere sein. Unter 
gegangenes wäre werter des Siegens gewesen. Die, welche 
auf den geschichtlichen Sinn der Welt schwören, seyen von 
vornherein die Unbekannte „Realität" als positiv, wir 
können diese nicht als Basis für unser Lebensgebäude annehmen. Nicht die 
Welt wie sie ist, sondern wie unser Geist will, daß sie sei, ist der Winkel, 
unter dem wir zurück und umblicken. Das Leiden am Geschehen trieb uns 
zum Rückzug auf uns. Gorhiker, trotz aller Anbetung dieses herrlichen und 
Verfluchten Lebens, fanden wir, daß der Geist in uns höhere Wege bezeichnete, 
als die Wirklichkeit lief. Nähme man die Richtungen gar als einander feindlich 
an, es wäre bei der heutigen Weltlage nicht zu verwundern; und vielleicht 
einzige Beruhigung. Daß dies oder jenes nur so in der Realität möglich ist, 
ist uns höchstens trauervslle Erkenntnis. Nicht aber verführt es uns zu der 
Bequemlichkeit, es uns als das Gute und als das vielgepriesene Endziel von 
der Wirklichkeit aufdrängen zu lassen, wir geben es nicht zu, daß diese unsere 
Röpfe modelt, mag sie, die stärkere, uns noch so oft Llownsköpfc aufseyen. 
Der Geist in uns bleibt alleiniger Maßstab und Ausgangspunkt. 
Es scheint, als ob der Rulturaufstieg des Menschengeschlechts darin besteht, 
daß das Außen zum Innen wird. Das Tier kann den Baum nicht in sich ein 
beziehen, so daß es aus ihm etwas zu machen vermöchte. Von den mythischen 
Götzen, die noch ganz abgetrennte Mächte sind, meist auch im Aufenthaltsort 
von der Erde geschieden, bis zum Nieyscheschen Menschen, der selbst Gott ist, 
hat die Menschheit den Glauben etappenweise aus der Außenwelt zurückgeholt 
und in den eigenen Umkreis verlegt. Der Entwicklungsgedanke gab die Zuver 
sicht auf das selbständige Vermögen und ungeheuere Schwungkraft auf der 
Bahn zur Emanzipation der Natur gegenüber. Nun wissen wir es: Die Welt 
ist mit den letzten Menschen zu Ende. Um uns regt sich nichts mehr. Unser 
gutes Hirn hat Maschinengewehrarbcit verrichtet. Nur in uns Menschheit ist 
Himmel und Hölle. Rein Pantheist kann, setzt er sich selbst nicht als Haupt 
motiv in die Natur, lange die Augen zukneifen, wenn er aus seinem Wald in 
die Städte kommt. Die Menschen sind unser endgültiger Glaubensbezirk. 
Ihn überspringend mag der mystische Orientale sich unmittelbar an das All 
geben können, wir Individualen gelangen nur über uns selbst zur Unend 
lichkeit. Denn als unsere Hoffnung sich auf die Menschen warf, wurden sie 
Ewigkeit. Sie, die Träger des Geistes, dessen Herrschaft wir in fernen Zeiten 
und Reichen ersehnen, sind Abgesandte aus Jahrtausenden voraus in die
	        
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