Unaufgeblasenheit sich seiner selbst entledigt, mit der es in sein Amt tritt und
dasselbe versieht. Das echte Heldentum, das Heldentum im Geist, ist des Helden
Qual und Parasit. Das Menschliche in seinen Zielen offenbaren, dasselbe in
seinen Tiefen und Abgründen aufsuchen, um die menschliche Idee auf ihren
zeitlosen Ausdruck zu bringen, ist nicht augenblickliche Tragik, ist ewige Not.
Buddha und Beethoven, die großen Liebhaber des Lebens, Nero und Napoleon,
die großen Eroberer des Lebens, nur in einem solchen Höchstertrag des Daseins
ist die Einzigkeit des seltenen Heldentum, das dem Leben gegenübersteht, Auge
in Auge, titanisch bewußt der Mystik des Unbegreiflichen seiner selbst und des
Chaotischen seiner traumhaften Abstürze. Unsrer im Zeichen bürgerlicher Ein
friedung torkelnden Zeit, die im Frieden gerne auf eine anonyme Abwickelung
des Lebens sieht, ist in der Bedrohung ihres geordneten Bestandes ein Aus-
der-Reihe-treten ebensowenig erwünscht. Sie bevorzugt den namenlosen Held,
den Held der augenblicklichen Not. Ein Held, der ihr als ein solcher erscheint,
ist ihr viel kostbarer als einer, von dem sie nichts weiß und der ihr nicht
dient. Darum kommt in die Geschichte der massenhaften Helden der Tag, an
dem deren Rraft hinaufgetrieben und deren Maß verschoben werden, an dem
der Dienst für die Dienenden an Wichtigkeit gewinnt, an dem diese zeitlichen
Helden ihres Amtes und ihrer würde sich plötzlich bewußt werden. Die helden
hafte Luft, die jetzt über alle weht, ist dem Wachstum des geistigen Helden,
der nicht unmittelbar seiner Zeit dient, nicht günstig. Es wird ein großes
wirken dieser Helden in das Leben anheben müssen, wollen sie nicht auch nachher
entbehrlich, wollen sie weiterhin nicht überflüssig bleiben. Schon scheint die
Gesamtheit zu beanspruchen, sich allein die sichtbare Gestalt des Ausdruckes
ihrer selbst geben zu wollen. Das geschichtliche Bewußtsein ist zu sehr erhitzt,
wo die Not alle zusammenschließt, fühlt ein jeder sich wert und berufen, die
Idee, die er mit seinem Leben rettet, auch dann zu vertreten, wenn die Not
einmal vorüber ist. Dann wird aber der Tempel der Gottheit für immer
geschlossen sein.
Daß wir politisch so lange ohne Interesse sein konnten, das lag zum
größten Teil an unsrer beschaulichen Art, das Leben hinzunehmen. Zum andern
Teil mochte es an der Unfruchtbarkeit in unsrer Aburteilung der Politik ge
legen haben als dem unwichtigen, weil nicht Rultur bedingenden oder Rultur
dienenden Amt. Der rücksichtslose Eigensinn ihrer bisherigen Handhabung,
etwa in dem englischen Allseegeltungsanspruch, war nicht dazu angelegt, uns
über den Dualismus von privater und staatlicher Moral hinwegzuhelfen, da
gerade dem deutschen Wesen eine Scheidung zwischen intimem und sozialem Ich
nicht lebendig ist. Die Zeit unsrer politischen Sterilität ist aber gewaltsam
erstickt worden durch diesen Rrieg. was der Politik nottut, höhere Formen
zu schaffen für die Gemeinschaft menschlichen Lebens und Wirkens statt dessen,
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