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Statt? Werfel: Liuauder.
Oden, Lieder, Gestalten. Kurt Wolff
Verlag, Leipzig 1915. Aus einem
Brief: .... „Auch für mich ist „Lin-
ander" das erste Buch von den vielen
im Kriege erschienenen, das ich mit
zitterndem Herzen auffchlug und zit
ternd las. Sie fragen nach einer
Kritik. Doch wohl nicht im Ernst?
Schönheit, Liebe, Inbrunst, — find das
Dinge, die man kritisiert? Auch vor
lesen könnte ich 2hnen dies Buch
nicht. Fu oft würde mir die Stimme
versagen.
Wie mannigfaltig sind die Tränen,
die über diesem Buch geweint wer
den! Und das arme Herz weih
schließlich selbst nicht, weshalb es
schluchzen und zittern muh. Vor
Freude? Vor Schönheit? Vor Leid?
Vor Liebe?
„Sinke hin! Kniee hin! Weine!"
Lin Wort nur aus diesem Buch —
„Und in der Ferne meiner selbst die
Linsamkeit."
„Und eine Stimm aprilen, regnend
Musik der Güte."
— und man fühlt endlich wieder ein
mal, wie über alle Mähen herrlich es
ist, einen Dichter zu lesen.
Und das sind nur Schönheiten dieses
Buches. Wer kann die Inbrunst, die
Liebe, die Barmherzigkeit beschreiben?
Man mühte das ganze grenzenlose
Buch zitieren.
Ob in irgendeinem anderen Lande
während des Krieges solch ein Buch
erscheint?
Vielleicht kann es nicht zwei solcher
Dichter geben. Aber solche Menschen
und solche Gefühle müssen auch wo
anders wohnen. Hier und da. Und
auf derselben Lrde, auf der sie wohnen,
ist Krieg? . . ."
Während ich diese Feilen zum Druck
gab, schrieb Hugo Kersten eine —
eine Kritik im Tageblatt über Venn,
Boldt, Becher und Werfel. So
wie es da steht. Fn einem Fuge,
Oben fängt er an, unten hört er auf.
Die Unterschiede merkt er nicht. Lr
merkt si? nicht. Sondern redet (bei
Werfeli) von „Ästhetentum" und„Lpie-
lerischkeit", nicht ohne „trotz einiger
technischer Einwände" die neuerdings
erworbene „ethische Wucht" und den
,,sittlichen Lrnst" mit einer lobenden
Fensur zu versehen.
Kersten und Werfel! Lin besonderes,
ein liebliches, ein sich immer wieder
holendes Kapitel der — der Natur
geschichte. H. Liemsen.-
Das Forum (Herausgeber: Wil
helm Herzog) ist für die Dauer des
Krieges verboten. Schade! 6m
Interesse des Vaterlandes wollen wir
hoffen: es möge nie so weit kommen,
dah es einmal für ehrenvoll gilt, in
den wahren 1914—16 verboten worden
zu sein. H. S.
Kriegslieder des XV. Korps.
P. Lassirer, Berlin. Was für nette
Leute! Und was für schlechte Ge
dichte! — Aber schließlich ist es wich
tiger, dah die Leute gut sind, als dah
die Gedichte gut sind. Uber die Feder
zeichnungen von Max Beckmann ist
auch nicht mehr zu sagen. H. S.
Herausgeber: Otto Haas-Hege, Berlin, Pariser Platz 7
Verantwortlicher Schriftleiter:
Hau; Siemseu» Lichterfelde, Sternstrahe 25
Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr
2n Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt 5
Druck von H. S. Hermann in Berlin