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Der wirkliche Krieg
^wei Gesichter hat dieser Krieg; eines, das die auffassen, die taten
los daheim ausharren müssen, ein Weites, das die sehen, die
draußen an der Pheripherie irgendwie beteiligt sind. Zur beide
ist nicht nur der Gesichtswinkel, unter dem die Ereignisse sich dar
stellen, völlig verschieden: Der Wirklichkeitsgrad des Geschehens
wird draußen ein absolut anderer, als daheim, das Verhältnis zu
den geschichtlichen Akten, sobald man selbst aktiv-passiv daran be
teiligt ist, vollkommen verschoben. Wer zuerst Zuschauer von
drinnen her war und nachher Mitarbeiter draußen, steht auf einmal
vor der Aufgabe, zwei fast gegensätzliche Bilder irgendwie }ur
Deckung zu bringen. Das gleiche Problem dürfte einer späteren
Geschichtsschreibung vorliegen.
Die Menschen, die in den Zentren des Landes zurückgeblieben
sind, befinden sich im Mittelpunkt auch des Geschehens. Sie stehen
gewissermaßen auf dem Gipfel eines Berges: die Kampfstätten
draußen liegen wie der Horizont gleich einem fernen Kreise um sie
gebreitet. Die Aachrichten kommen fast gleichzeitig von allen Geilen.
Sie überblicken die Veränderungen des Tages, sobald sie die neue
Zeitung überflogen haben. Sie können vereinen und trennen, Be
gehungen und Zusammenhänge sehen und so das Geschehen schon
während seines Ablaufs in eine wenigstens vorbereitende geistige
Atmosphäre versetzen.
Die Menschen draußen haben diese Freiheit nicht. Sie sind nicht
im Zentrum, sondern an der Peripherie; ja sie bilden, jeder für
sich, einen (winzigen) Teil in diesem Aiesenring des Geschehens. Sie
übersehen zunächst nur den kleinen Abschnitt, zu dem sie selbst
gehören; Nachrichten sind später und rarer; die Mitteilung von
Mensch zu Mensch übernimmt erneut einen Teil der Arbeit, die
daheim die Zeitung leistet. Das Einzelne schiebt sich, weil es näher
ist, vor das Ganze: man sieht den Kreis der Ereignisse nicht mehr
vom Mittelpunkt aus, sondern von einem Pünktchen seiner Linie,
sieht sozusagen an dieser Linie entlang — und empfindet das, was,
bildlich gesprochen, um einen Halbkreis entfernt liegt, als fast außer
halb der Welt, ohne jene geistige Erhöhung vollziehen zu können,
die der unbeteiligte Betrachter daheim bereits vornehmen kann.
Denn das ist das zweite: die Aealitätsgrade, in denen die