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. Aach Lisch trat der Berliner an unseren Lisch und bat Adrian um Ent»
tzhstldigung. Adrian sagte:
u „Weh haben Sie mir mit 2hrer Bemerkung über meine Landsleute getan,
aber ich mache von dem Vorrecht meines Alters Gebrauch und verzeihe sie 2hueu."
Damit reichte er ihm die Hand. 2ch verließ mit ihm das Haus, und wir
plauderten noch eine Viertelstunde zusammen.
28. 2uui
Bei Lisch war Adrian sehr schweigsam und geistesabwesend; zuletzt rassle
er sich auf und bat um Lutschuldigung. Wir gingen zusammen fort und ich
erlaubte mir, ihm einen Spaziergang vorzuschlagen. Er war sehr erfreut und
schlug seinerseits vor, auf dem kleinen Platz vor dem Sommertheater Kaffee zu
trinken.
Wir gingen längs des Bergbachs, auf den Steinplatten der Promenaden
spielten die Sonnenlichter. Der Platz unter den Bäumen war noch ganz leer,
die Kaffeetrinker und die Kapelle kamen erst später.
„Was gibt es Heuer in Luxemburg?" fragte er, den schwarzen Lrauk
schlurfend» der einen starken, echten Kaffeegeruch hatte» als säßen wir in einem
österreichischen Bade.
„Nichts, man schimpft wohl," antwortete ich.
„2st es nicht seltsam, die ganze Welt schimpft auf stel" („Sie" waren
die Deutschen.)
„Aber," fuhr er fort, „mau schimpft zu viel, ste stnd tüchtig, und ich weiß
nicht, was die Franzosen von sich sagen und schreiben wurden, wenn ste so viel
Kriegserklärungen wie die Deutschen bekommen hätten und sich alle zusammen
so vom Leib zu halten wüßten."
Der alte Herr war heute außerordentlich gerecht, er hatte stcher auch
schon anders gesprochen. Plötzlich sagte er:
„Wißen Sie, warum ich ihnen nicht zürne, trotzdem ste mir oft genug auf
die Nerven gegangen sind? Weil ich eine Deutsche geliebt habe."
Das sagte er seltsam erregt, stolz und elegant, zugleich bekennend und
diskret: nie war er französtscher als jetzt, wo er in seiner aufgerichteten Haltung
zu verstehen gab» daß es erlaubt ist, von feiner Seele zu bekennen, weil es mensch
lich ist und alle angeht.
„Sie haben mich heute morgen überrascht, und 2hreu jungen Augen ist es
gewiß nicht entgangen, daß ich weinte. 2ch will 2hueu erzählen warum. Als ich
aus dem Hause trat, merkte ich bald, daß ich mich verfrüht hatte. 2ch war zuerst
ärgerlich, daß ich uun meinen Kaffee nicht bekommen würde, aber wie ich an allen
diesen Holzhäusern vorüber ging, deren Läden noch geschlosteu waren, war es plötz
lich, als sei das alles nicht mehr wirklich, sondern ein Lraum — ein Lraum, der mit
einem Schlage dreißig 2ahre auslöschte. Denn vor dreißig 2ahreu war ich einmal
so zu derselben frühen Stunde durch eben einen solchen Badeort gegangen.