Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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sich der Erregung. Sie gaben ihm Papier und Blei. Doch er wußte nichts 
mehr von diesen Dingen. Er suhlte und beroch sie, nahm sie falsch aus und legte 
sie weg. Sie gaben ihm eine Zeldpostkarte und hielten ihm die Hand mit dem 
Stift. Da schrieb er, malend, aus kleinen zitternden Haken seltsam verbunden: 
mamau. 
Daun wurden die Dinge um ihn wieder blind. Keine Brücken banden ihn 
weiter au die Welt, die um ihn lag. Lein Blick erging sich im Wesenlosen. Kein 
Konnex erhob ihn zur Erkenntnis seiner Zahnbürste, keine Anleitung erinnerte 
ihn au solches Sustrument und solchen Gebrauch. Da schrieben sie seiner Mutter. 
Die Zrau kam in der Frühe, trat herein und küßte ihn. Er schlief. Sie sagten 
ihm, ihn mit Händen weckend: „Göck, die Wamme isch do". Da legte er den 
Kopf schräg, schlug den Kreislauf der Blicke auf nach dem Plafond in erstaunender 
Schnelle, der fitzende Körper tanzte unter der Decke, die Hände tobten. Daun' 
riß das Bewußtsein, die Welt dieser Erde stieß daran. Dieser Zusammenstosz, der 
ihn zurückriß aus dem Srreu und Smaginären, war fürchterlich. Er glühte vor 
Aufruhr, sprengte die Bande des Wundes, zwang das gelähmte Zentrum des 
Organs und gebar fast unter Krämpfen drei Worte: „Bischte do gesiu?" Die 
Mutter auwortete: „Zu Besöch, Henri." 
Aachdem die zwei Welten in dieser Umarmung zusammengeprallt waren, 
zog Denken langsam wieder in sein Hirn. Die Sdiotie der Gesichtspartie blieb 
wie das 2rre seiner Gebärde. Erotzdem lernte er die Welt wieder kennen, ganz 
von unten an zwar und mit Dämpfung, aber dennoch und mit wachsender Schnelle. 2n 
einer Woche erlebte er den Aufbau seiner oerflosteuen zwanzig Sahre zurück. 
Menschen, Dinge, Bilder, strömten täglich in sein Hirn, er gab ihnen Namen, ste 
verknüpfend zu Vorstellung, Handlung und Gesicht. Er baute sich Freunde auf 
und Frauen» gab ihnen Namen, hieß sie Rena und hieß sie Hilde, hob Türme aus 
seiner Phantasie und nannte sie das Münster, schöpferisch und schier unbewußt, 
daß dies alles Vergangenem und Durcherlebtem entspräche. Noch ließ zwar 
nirgends die fremde Well ganz von ihm, sie begleitete ihn immer weiter in die 
Höhe und fiel langsam ab. Die alte Welt mußte die Festung des Gehirns zurück 
erobern wütend und Schritt um Schritt. Er befühlte blöd und es nicht fastend, 
den neuen Stoff seines Hemdes, reckte mit den spitzen Fingern den Kopf, blinzelte 
und wußte wieder nichts. Lang dauerte es, bis er die Handlung des Wafcheus 
begriff. Noch wußten feine Finger nichts beim Speisen von der Art des zu 
greifenden Gebrauchs, sie waren ungelenk und steif und taub. Manchmal jedoch
	        
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