Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

Druck von S. Hermann in Berlin 
schmerzhafte Geistigkeit feiner Aelzuu- 
gen unmittelbar erschöpfend enthält und 
behält. Zielbewußt» schwindelfrei, stetig 
klimmt es von „Unsicherheit" zu 
„Sicherheit". „Wenn es Götter gäbe» 
wie hielte ich's ans, kein Gott zu fein! 
Also gibt es keine Götter! Wohl zog 
ich den Schluß, nun aber zieht er mich. 
Alles Unvergängliche — das ist nur 
ein Gleichnis! Und die Dichter lügen 
zuviel. — Aber von Zeit und Werden 
sollen die besten Gleichnisse reden: ein 
Lob sollen ste sein und eine Aechtferti- 
guug aller Vergänglichkeit!" heißt es 
bei Aietzsche — 2m Grunde ist auch 
Melaucholei und Leid ein solches Lob 
und eine Rechtfertigung . . Wolfen- 
fieinifch: „Der die reißend schöne 
Spannung nicht ausschwieg! Vom Le 
ben auch den Tod mitliebt und ihn sehr 
vertragen Kanu —!" Grauer ist hier 
die spezifisch intellektuelle Grauer der 
Zein-Aervigeu unserer Gage, eine 
Schwermut, die nicht in so handfesten 
und greifbaren Dingen wie Liebeskum 
mer und Vou-Meuschen-Betrogeuseiu 
wurzelt, sondern in der aparteren Ein 
samkeit» mit der uns von nächtlichen 
Sommerfrischen, von Stuben im Ziu- 
stern» von vorhauglos-offeuen Zensiern, 
von Zimmerdecken, von Gliedern des 
eigenen Körpers» von einem ,»Nichts" 
Wunden geschlagen werden. Auch 
Trauer» drunterhiu, daß mau so haar 
dünne Nerven hat, die Sachen und sich 
selbst in so splitterwinzigen Nuancen zu 
empfinden, und daß mau von keinem 
Gott wissen darf» der diesen Kelch von 
einem nimmt. Die hellseherische vud 
hellhörige Snbruust eines maskenlofeu, 
bis zu den „Müttern" getauchten 
„Palmström" stachelt sich und Gespen 
ster am hellichten Gage werden so ge 
packt, daß nichts zu tun übrig bleibt. 
Dichten wird Röntgenbestrahlung des 
Worts» ein Heilmittel für den Dichter 
und für uns. „2ch bin ein Geländer 
am Strom: fasse mich wer mich fassen 
Kanu! Eure Krücke aber bin ich nicht", 
schrieb Aietzsche . . Wolfeusteiuisch: 
„Mit dem Atmen der Nacht mich ent 
schlackend, Meinen Kopf schneeig weit 
und kalt, So entschwand ich mir in die 
Ferne." Max Herrmauu, Neiße 
Redaktionelle Notiz. 2n früheren Heften stud bereits, in künftigen 
Heften werden noch einzelne (graphische sowohl wie literarische) Beiträge er 
scheinen, die ich weder was ihre Ziele, noch was ihren Wert angeht, verteidigen 
und verantworten kaun. Es stnd das Arbeiten» die noch von meinen Vorgängern 
angenommen wurden, und die zu bringen ich verpflichtet bin. Haus Siemfev 
(Auf das vorliegende Heft nicht anzuwenden!) 
Herausgeber: Otto Haas-Hege, ?. Z. im Zelde 
Verantwortlicher Schriftleiter: 
Haus Siemseu» Lichterfelde, Sternstraße 25 
Zur unverlangte Einsendungen keine Gewähr 
2n Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt Z
	        
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