Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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Nach dem Meere zu fiel der Hagel ab, and hier halle eia Brand, soweit der 
Bück reichte, eine Trümmerstätte geschaffen, die einem Ausgrabongsfelde glich. 
Ls waren auch antike Grundmauern, die rum Vorschein gekommen waren, die 
Hunde streiften nun rwischeu ihnen und Zigeuner trockneten ihre bunten Lappen. 
Was in der Zrau empfängliches und dankbares Kind gewesen war, hätt« mir 
hier begegnen können» und daun wären wir über den weiten Platz gegangen, um de« 
schönen Wasserpavillou zu betrachten, den ein Sultan au der griechischen Maner 
für die durstende« Wanderer angelegt hat. 
Wir hätten in der Moschee» wo Theodora, die große und gemeine Kaiserin, 
aus ihrer Loge in die Tiefe schaute» beide gefunden, daß ste» mit den Namens 
schildern der ersten Kalifen, den blasse« Zußteppiche« und einem gewaltigen Leuchter, 
der von der Kuppel bis fast zur Kopfhöhe der Menschen herabhing, reiner und edler 
wirkte, als wen« russtsche Priester i« einem bildüberladeueu Raum ihre« Prunk 
entfaltet hätten. 
Wir hätten im große« Basar Mekkasteine und Ambra gekauft und im 
Schatten des äggptifcheu den Geruch von Sandelholz» Rosenöl und allen Gewürze« 
und Spezereien eingeatmet. 
Es gab Tage, au denen ich von Rudi besessen war und» was ich auch sah, 
sich mit dem Gedanken au ste verband. 
2u diesen Zrühlingswochen, in denen stch alle Gasten mit dem Nachwuchs 
vo« Schafe« und Ziegen füllten, die auf den steilen Treppen mit jungen gebrech 
lichen BÄueu herumkletlerte«, verirrte stch ein kleines Lamm auf eine Mauer 
und stand, schon am Abend, als alle anderen zu Hause waren, kläglich rufend und 
festgebannt einsam vor der Tiefe. Es erinnerte mich au einen Ausflug, den ich 
mit Rudi ins Gebirge unternommen hatte: wir machten uns im engen Touristen- 
zimmer einer Herberge für die Nacht zurecht, da lockte ein jammerndes Tier Rudi 
ans Fenster, ein Kälbchen, das der Viehhändler von seiner Mutter trennte und im 
kühlen Abend» als aus allen Kaminen friedlicher Rauch stieg» durch das Dorf trieb. 
Sn Ejub, am Lude des Goldnen Horns» stieg ich in der Sonne des Vor 
mittags den Hügel hinauf, auf dem unter Zgpreste« die türkische Loteufiätte lag. 
Line Säule, mit dem Turban geschmückt, zeigte den Gatten an, flache Stein- 
bretter, in Blumemosetteu auskaufend, die Gattin, ganz kleine Säulcheu das Kind; 
aber am Fußende eines jeden Grabes war eine Vertiefung, ein winziges Becken; 
das war für die kleinen Vögel bestimmt, damit ste auf den Gräber« der Toten einen 
Tropfen Waster finden konnten. 
Niemand hätte diesen rührenden Zug schöner gefunden als Rudi. Niemand 
auch die Melauchoüe der Stunde um Sonnenuntergang, wenn auf dem hohen Alta«
	        
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