Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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Glossen und Kritiken 
Freie Sezej jiou 1916 
Diese Ausstellung ist eine Sammlung von 
Bildern, die (mit einigen Ausnahmen) 
(ganz zufällig) (ungefähr) gleichzeitig 
gemalt wurden. Das and die Wand, 
an der sie hangen, ist das einzige» was 
sie gemeinsam haben. Kein Seist, kein 
Ziel, keine Richtung» nur der Zufall 
eiul (und treuul) sie. 
Richt zwei der ausgestellten Künstler 
haben ein und dasselbe Ziel, jeder hat 
ein anderes und manche (nicht die 
schlechtesten) haben sogar viele Ziele. 
Und einige (die besten) haben sogar gar 
keius. Kein Ziel, keine Richtung, keine 
Schule» kein Programm? Das wäre 
doch zu schön. Es ist auch nicht ganz 
wahr. Etwas programmell es doch hie 
und da. Aber im ganzen erfreulich 
wenig. 2m ganzen herrscht ein höchst 
begrüßenswertes Durcheinander» ein 
sehr hoffnungsreiches Lhaos» ein er 
quickender Mangel au Absicht. 
Schulen nivellieren» Richtungen ver 
blöden, Programme langweilen — 
das sieht man an den auch hier 
noch immer reichlich vorhandenen 
Beispielen besonders abschreckend, 
weil die Besseren uud Besten so 
erquickend dumm drauf los malen, 
jeder für sich, wie ihm der Pinsel 
gewachsen ist. Das Resultat ist 
durchsichtiger, ehrllcher» „richtiger" 
als bei Programm- und Richtuugs- 
Alles ist gleich eitel, unsere Lust 
und nufer Weh; aber goldene 
oder himmelblaue Seifenblasen 
sind doch hübscher als schwarze 
oder graue. A. Ehamfort. 
Ausstellungen. Man sieht deutlicher 
(uud uuverärgert), wer seine Sache 
gut gemacht hat, wer schlecht uud 
wer sie hätte besser machen können. 
Der Ehorgesaug wird in de» 
Hintergrund getreten uud verhallt fast 
uugehört. 2eder (der in Betracht 
kommt) riskiert seinen eigenen Eon 
(den er manchmal, weiß Sott» von 
wem gehört hat) uud ist für 
„gut" uud „schlecht" verantwortlicher 
als wie die, die mit gedämpfter Kraft 
im ach, so gut geübten Shorus piepsen. 
Leute, von denen mau es nicht erwar 
tete, singen hübsch uud hübsche Melo 
dien. Andere, von denen mau es auch 
nicht erwartete, singen ziemlich heftig 
vorbei. Uud einigen versagt die Stimme 
ganz — ein komischer, beinahe rüh 
render Aubllck. So läßt sich denn über 
das ganze Konzert im allgemeine» 
wenig sage«. Es bleibt nichts übrig» 
als im Einzelnen vom Eiuzelueu zu 
reden — uud zu schweigen. 
Hingerissen (uud weggeschleppt) wird 
man nicht eben oft. Zuerst von 
MarSes. Drei Bilder sind da. 
Warum ein dickes, nacktes Mädchen 
„Unschuld" genannt wird, ist mir nicht 
klar. Die „Unschuld" des Malers 
scheint mir größer als die des Mäd 
chens. Edle Bilder, wie Marves sie 
malte, kaun überhaupt nur ein Schuld»
	        
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