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Dazwischen hängt Boudg. Lin
großes repräsentatives Daweaporträt.
Anerft denkt man: „Donnerwetter»
welch eia Kitscht" Aber es ist
nicht wahr. Ls sieht vor so aus.
Le ist so ein Bild, an dem alle
guten Zreuude, Aachbarn nvd Ver
wandten kritisch vad vnkritisch mitmalen
dürfen. Lin Bild, das hundertfach
begutachtet wird» bevor mau sagt: es
ist fertig. Aua ift es wirklich ziemlich
fertig. Uud hat doch Qualitäten
behalten. Liu in Deutschland seltener
Zall. Wau wird sogar (ein wenig) au
Renoir eriuuert — mit solcher Ehr
furcht vor dem Handwerk ift hier ge
arbeitet. Leider hängt im audero Saal
eiue Parodie darauf. Liu Geiger
porträt. Lin mahueudes Exempel:
wohin die Ehrfurcht auch fähren
Kanu. Daun ift aoch eiue kleine Be-
raudalaudfchaft da. Aur eiue Skizze.
Und die ift (ganz ohne Ehrfurcht) am
besten geraten.
LH. v. Brockhusen beweist iu
jedem 3ahr aufs ueue, daß er, allen
Zweiflern zum Trotz, noch schlechtere
Bilder machen kann, als ihm im Sahre
vorher möglich war. Gott gebe ihm
eiu langes Lebeu! Rößler wird ihn
uie erreichen.
Purrmauu leitet zur Sagend hin
über. Seine eigene hat er verloren.
Es ist sehr schade, daß gerade diese
Bilder von ihm hier hängen. Man
könnte aus seinem Werk ebenso gut
fünf Sachen wählen» die zehn mal bester
wären. Andere Leute zeigen gerne, wie
gut sie malen können; Purrmanu zeigt,
wie schlecht er malen Kanu. Bergeb
ücher Ehrzeizl Er wird (auch darin)
Lbertroffeu.
Bon den „Saugen" ist einer tot.
Weißgerber. Die vorhandene
Auswahl ist schlecht. Aber (obwohl
man es hier kaum sieht — uud obwohk
es fast jeder sagt) er war wirklich eine
Hoffnung. Er ist? Eine (hoffnungs
volle) Erinnerung. Reben ihm hängen
Bilder anderer Loter. Bon denen
Wieck zu nennen ist.
Daun kommen (der Kern und Sinn
uud Zweck der Ausstellung) die „Suu-
gen", die Werdenden» die Leute von
Heute. (Uud morgen?) Rur wenn
unter ihnen einer ist, lohnt sich die
Ausstellung. Run: sie lohnt pchl Es
sind einige da.
Vieles ist natürlich nicht des Malens»
nicht einmal der Rede wert. Anderes
wieder ist so übel, daß mau es deshalb
erwähnen muß. Sm großen Saale
hängen die schlimmsten Sachen. Zeller,
Richter, Degner, Luch. Sie haben
sämtlich alte Scherze auf Modernität
frisiert. Ob das Vorbild nun Lüzaune
oder Breughel heißt, das Resultat ist
immer gleich langweilig und albern und
die Hohlheit wächst mit dem Zormat.
Diese auffallend üblen Bilder sind aber
iu der Minderzahl. 3m allgemeinen hat
mau den Eindruck großer Bescheiden
heit uud Ruhe. Geschmack — das ist
die Eigenschaft, die man am häufigsten
(eigentlich überall) findet. Sst mau nun
genügsam» daun sagt mau sich: „Ge
schmack? Aber dar ist ja sehr nettl"
Sst mau aber anspruchsvoll, so sagt
man — anderen: „Geschmack? Was
soll nus Geschmack? Mit Geschmack
macht mau kein Kunstwerk. Höchstens
ein paar hübsche Bilder." Sch bin
anspruchsvoll. Aber gegen den Ge
schmack läßt sich nichts machen. Sich
anstrengen? Den Weg vom bloß-
hübschen zur Größe wagen? Ach».
Ueber nicht! Ls sind Lxempel da —
und alle wirken traurig.
Hettoer z. B. macht eiu Sdgll, da
neben hängt er ein Abendmahl«.