159
Das 2dgll ist eine harmlos-vied-
liche Modezeichnung; das Abend
mahl eine Versammlung aufge
regter Männer, denen man ihre
Allfregnvg nicht glaubt. Auch Hettver
glaubt nicht, wenigstens nicht aus
Abendmahl.
Hofer macht ein mehr als
hübsches, ein sehr lebhafter indischer
Bild und daneben eine große Lasel
mühsam gefüllt mit zwei Zigureu, die
stch zu langweiligen Gebärden bemühen.
S ch a r f f hängt neben feine bekannten,
unsagbar leeren „Komposttioueu" eine
heitere kleine Landschaft, die das er
künstelte Pathos feiner gewohnten
Arbeiten noch unerträglicher und be
dauerlicher erscheinen läßt.
Diese drei (und viele andere) haben
den Weg rar Größe gesucht. Sie stad
gescheitert. Sie stud zu geschmackvoll.
Geschmackvolle Litauen — das gibt es
eben nicht.
Die stch befchiedeu (es stud die Meisten),
wählten das bestere Teil. Sie waren
frömmer. Glaubten stch und ihrem
(kleinen) Stern. So steht man denn
eine ganze Anzahl teils moderner, teils
unmoderner Bilder» die auf die an
genehmste Weife die Möglichkeiten des
hübschen Bildes nach allen Richtungen
hin variieren.
Loulou Lagard und Kaiuer
überraschen als erste. So hübsch und
geschmackvoll stud diese kleinen Bilder.
O. L h. W. Stein hängt neben ein
beabstchtigtes, daher langweiliges» Por
trät eine sehr angenehme ruhige Land
schaft, die heute schon aussteht, wie ein
Sobelin und in hundert 2ahreu viel
leicht einer ist. Und so kommt eine
ganze Reihe: ich weiß die Namen nicht
mehr alle. Westermeger, Wag
ner, Stern, Lutz, Santhor.
Und mau gleitet, ohne es zu
merken, ln eine Gegend» wo
noch mehr als nur Geschmack
lebt. Kirchner ist besonders gut.
Bor allem ein gespenstisch-eindring
liches Straßenbild. Da ist mehr als
Geschmack, obwohl der Geschmack nicht
fehlt. Mau denkt auch hier (trotz des
Riefenformats): „Wie hübschl". Und
es ist wirklich hübsch. Ein wenig un
moderner: P e ch st e i u. Wie harmlos-
angenehm stud diese hellen Landschaften,
wie geschmackvoll die Stillebeu arau-
giert. Sie erinnern au Schuch. Da
neben hängen Stillebeu von 2 a u -
thor. Auch sehr geschmackvoll. Sie
eriuuern au Pechsteiu.
Wo aber mag bloß der vielgeschmähte
und gerühmte „neue", der Revolutions-
Geist stecken? Wo stud die neuen
Leidenschaften» die neuen Kämpfe, die
neuen Himmel? Alles ist hier so ein
wandfrei» so hübsch, so harmlos. Seite»'
sah mau bei jungen Leuten so viel Ehr
furcht vor der Lraditiou. Das ist sehr
brav; aber ein wenig gefährlich. Lragi-
komisch, daß ihnen dann der „Mangel
an Tradition" als Verbrechen vorge
worfen wird. Abgrundtiefes Unver
ständnis! Richt der hat Ehrfurcht vor
der Lraditiou, der stch dauernd den
Vater anguckt, der vielleicht Hotel
befitzer ist; eher schon der» der stch
nach dem Großvater umschaut, der
vielleicht noch Bauer oder aber
Schuster war. Lolch solide Hand
arbeit liefern Ahlers-Hester-
manu und Kars, zwei etwas
trockene, aber sehr tüchtige Pariser.
Heckel ist neuer, jünger und beach
tenswerter. Vom „Parksee" gibt schon
die Katalog-Reproduktion eine ver
heißungsvolle Probe,, die daun aller
dings von der Wirklichkeit nicht mehr
ubertroffeu wird. Und das ist schade».