Lin Zuhrmannsbrief
Reims, 10. September 1914.
d)lr liegen hier i« einer großen Stadt, es ist eine Festung von Frankreich, die sich
aber schon ergeben hat. Ls isi eine Stadt wie Bremen. Richt so groß vnd nicht
so sauber. Das Leben ist nicht so; viel Wein, wenig Bier, Kaffee in Gläsern,
Milch kennen sie nicht. Soeben hatte ich mich rasiert, ans einmal kommt ein
Bremer Sauge, ein Kamerad, rein und sagt, eben sind sämtliche Bremer Wagen
-urchgefahreu. Was ich laufen konnte! Alles ließ ich Legen. Run müßt Shr
Euch denken, Shr seid am Doveutor, da bin ich der Belage nachgelaufen bis rum
Ostertor, auch so durch die Hauptstraßen; ich war so schlapp, ich konnte nicht
mehr, da hatte ich die Spitze erreicht, am Hulsberg da bin ich stehen geblieben.
Sch konnte nicht sprechen vor Aufregung. Sch knackte so rusammeu, als ich alle
die bekannten Wagen und Pferde sah. Rur was ich sehen wollte, war nicht dabei:
Heini sei« Wagen. Sch hatte die Wagen nie gesehen, aber ich bi«
am Schluß der gaureu Armee; setzt kommt die gaure Bagage. Diese
gaureu Wagen holen Munition rau, sedeu Lag 50 km hi« und 50 km
zurück. Lag und Rächt. Haben schwere Lage. Die Berge! Aber
Heini, mein Herr wollte brechen, weinen durfte ich nicht, als ich Deinen „Max"
sah, geht auf der rechten Hand, links geht ein schwerer Fuchs, Belgier. Die
Bagage hielt an, ich habe ihn gestreichelt, so mager wie er ist» ist er noch nie
gewesen, soll aber gut freyen, sieht gut und munter aus. Denselben Saug hat
er noch mit dem Schwan; und die Fuße; ich denke gerade au die Ausfahrt mit
Hindernisse im vorletzten Sommer nach Grambke. Ach Heini, hättest Du die
Pferde gesehen, Herm. Schmidt seine Schimmel mußten es sein, Behukeu ihre
FSchse, Keuter sein Brauner, Lüsten sei« Schimmel» Rosewski, Ehlers, Hildebraud
sein Brauner, der immer so stol; ging, huudemager, Meger VH sein Schläger mit
dem kurreu Schweif. Die Leute sagten gleich, das ist ein Schläger» ich wußte fa
Bescheid. Köstermau« seine Aotschimmel. Ach Heini, ich kann sie nicht alle
hinbringen. Errähle den Bekannten es mal. Durchschnittlich scheu die Pferde
gut aus, im Berhältuis r» diesen Strapareu, denn die kommen nicht eine Rächt
unter Dach; die bekommt Shr alle wieder, wenn es gut geht. Aber wie
lauge wird es noch dauern, Weihnachten» Februar, Aärr, vielleicht auf
Wiedersehen! Ob Dein Wagen ;«samme«gebrocheu ist? oder er mag bei einer
anderen Bagage sein. Denn bricht ein Wagen, mag das Anto noch so schön sein»
oder mag es ein andrer Wagen sein, so wird er in den Ehausteegrabeu geworfen,
da beibt er liegen. Auf dem anderen Hof wird sich ein neuer ruutergeholt, ohne
ru fragen. Sch darf es Euch nicht schreiben wie es ist. Hoffentlich kaun ich es
«Südlich errählen. Run frage doch mal Schnakeubergs, ob der Fuchs mit ist.
Dem haben sie den Schwa«; abgeschnitten, wenn er mit ist.
Run meine Lieben, es wird in diese« Lagen eine große Schlacht wieder
sein, die Blut kostet. Wir waren erst vier Lage im Gefecht.
Ach, es war mir eine Freude, alle die bekannten Wage« vnd Pferde, das
werde ich nie vergesteu. Hinter den Wagen sind baumdicke Baume als Bremse,
hinten quer mit Tauen und Stricken. Heini, habe ich nicht gleich gesagt: ;nr
Munition! und Keuler ging dagegen.