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geltend machten, zeigt sich ein Bild von solchem weiblichen Liebreiz
und solcher schwärmerischen Nachdenklichkeit avch des Durchschnitts der
Männer, daß wir mindestens das Recht des Wunsches haben, in dieser Welt
den Diapason des deutschen bürgerlichen Wesens zu erkennen. Das war
damals gewachsen, bunt, anmutig, zart blühend und ganz und gar nicht durstig,
im schönen Einklang mit der noch völlig agrarischen Landschaft und den kleinen
spitzgiebligeu Städten. Aber im Innern der Seele zeigt stch alles noch viel
herrlicher aufgebaut, die Zelseuriffe, engen Gaffen, türkisgrönen Himmel waren
hier Innenarchitektur der deutschen Seele. Selbst die bösartigste politische Ge
drücktheit konnte die Menschen nicht verhindern, derart Natur in Natur zu sein.
Wohl aber brachten die Gröuderjahre, die alles verbrennende, rechnerische Zweck-
haftigkeit des Bourgeoisdafeius, des reinen Gelddafeius ohne Liebe, Heiterkeit,
Kindlichkmt, Unbefangenheit, Zähigkeit, das Srratiouale anders denn als Spaß
und Phantasterei zu genießen und zu werten, jene Ablenkung znm Lbersach-
lichen Zustande, die nun alles zur Maschine macht und nicht einmal anders wie
eine Maschine versagt. Dieses, verbunden mit den Rittern, die beständig die
Hand am Schwertkuauf hielten, des alldeutschen Nuss gewärtig, hat bewirkt,
daß stch fast keine Unparteiische in der ganzen Welt mehr zeigen wollen, wie es
denn überhaupt erstaunlich ist, die Zmude so unfähig und erfinduugsarm zu sehen,
daß ste stch einfach die liberale Parole der letzten Reichstagswahleu zu eigen
gemacht haben. Und gerade der westlerifche Zug dieser Wahlen neben vielen
Elementen eines gelösteren Kuustgeistes stimmt damit überein, uns allmählich
auch in Deutschland romanisches Wesen lieben zu lasten. Und zwar nicht mehr
wie in den höfischen Züten und dann wieder gemäß der Ablenkung durch die
große frauzöstsche Malerei einfach als Livree, als artfremdes» obwohl zutiefst
überlegenes 2deal» sondern so, daß es die eigene Richtung ist, die hier ge
gangen wird, und letzthin auch das eigene Land, in dem mau ankommt, immer
noch Deutschland, „Herr Hoffmauu, Student aus Deutschland", das alte ver-
gesteue, phantastische Reich. Mau braucht den Westen um deutsch zu sein. Mau
reist nicht so leicht aus dem ersehnten Deutschland fort, es ist überall in der
Tiefe» in der Buntheit und dem Geist der Buntheit. Mau steht hier Genua
und Paris, auch Sau Zrauzisko, mau fühlt in stch die blaue Luft und leichte,
farbige, klingende Mittelmeerkultur wie vom Nordlicht beschienen, und das Ro
manische im weiteren Sinne selber ist nur ein freundlich, kollegialisch begrüßtes
Unterwegs, draußen ausgestreckte Arme» Hilfsmittel des eigenen Apriori. Das
weiß auch das Volk; von dem russtfcheu Menschen in uns misten nur die 3u-
tellekluelleu» und Rußland wird erst in einer sehr viel unsichtbareren Liefe wirk
lich, obwohl es dem alten Deutschtum als Hilfskonstruktion noch näher liegt.