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in einer steinernen Einfachheit. Picasso empfindet bei
diesen Arbeiten das Quälende im Allzuillusionistischen
des Körperlichen auf der Leinwand. Langsam erscheint
nun der Hintergrund, der schon in seinen frühesten Bil
dern gewissermaßen aus Selbsterhaltungstrieb gegen die
allzureichen Beziehungen aufgestellt ist. Dieser ewig
einförmige Hintergrund verhindert die Perspektive und
die gefährlichen lichtphilosophischen Betrachtungen brutal
widerstandsfähiger Naturen wie Rembrand. Nun rückt
Picasso den Bildhintergrund vor, bis er sich mit der
Leinwand des Keilrahmens deckt und es entstehen Raum
konstruktionen im Vordergrund, Relieffe. In noch späterer
Zeit zerschlägt Picasso den Gegenstand und ordnet ihn
frei nach einer inneren Form an.
Ich bin indessen der Ansicht, daß Picasso nicht die
letzten Konsequenzen zieht. Es bleibt in seinen Bildern
immer noch der Rest einer naturalistischen Auffassung.
Für mich ist das Bild eine kleine tragbare belebte Wand,
die teilnimmt an der Architektur. Obwohl ich damit
eine Ansicht ausspreche, die schon oft genug gesagt worden
ist.; muß ich sie als grundlegend wiederholen. Sehr lächer
lich erscheint mir die Vernachlässigung der Anatomie
durch die Expressionisten, die anstelle der wertvollen
Realität eine unbestimmte psychologische Geschicklich
keit setzen. Bilder mit neuem Material, z. B. Zeitungs
papier, Holz, Metall, Sand, Tuch, Kalk etc. wurden ge
wählt, um allzustarke Beziehungen mit der Malerei zu
lösen. Diese frische und junge Kunst gleicht einem ver
nünftig gebauten Haus. Sie geht ohne Komplikationen
und Abwege auf das Gemeinschaftliche zu, das über den
zeitlichen Erscheinungen das Recht gab, von einer Kunst
zu sprechen. Meine Kunst geht von einer Formidee aus.
Sie baut von einem oder mehreren Zentren nach den
Rändern hin, ohne daß die Flächen und Formen aus dem
Bild herausragen oder herauslaufen. Die vier Seiten des
Bildes sind die Grenzen. Im Gegensatz zu Picasso, der
die Zentren durch Abdämpfen gegen den Rand hin er
träglich sich verlieren läßt, im Gegensatz vor allem zu