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Dinges hinzustellen. Bin Baum ist zum Beispiel nicht ein
Baum wie er uns erscheint, sondern wie er ist. Das Wirk
liche des Baumes sind nicht seine Zweige, seine Blüten,
seine Farben, sondern der transcendente Wert der Idee
Baum, wie sie in der Seele des Künstlers vorhanden ist.
Diese Theorien haben in der Male'rei zu einer ganz neuen
Technik geführt, deren Hauptvertreter und Initiator
Pablo Picasso ist. Typisch und in ihrer Konsequenz am
bedeutendsten scheinen uns die Klebebilder des Herrn
O. van Rees und Hans Arp zu sein. Hier ist es ganz deut
lich, wie sich der Begriff der Realität in der modernen
Kunst verwandelt hat, indem er von der episodischen
Tatsächlichkeit einer Griechen- und Renaissancekunst
durch tausend Verwandelungen leichter und leichter
wurde und schließlich nur noch als Caprice einer energischen
Intellektualität Lebensberechtigung findet. Bs ist kein
Zufall, daß sich ein Büd des Herrn Max Oppenheimer,
das in der Voltaire-Ausstellung hängt, Remboursement
nennt. Die Tatsächlichkeit eines Zeitungsausschnittes
oder eines Postzettels wird wichtiger als ganze Kom
binationen von Handlungen.
Nicht wenig instruktiv und von überraschender
Universalität ist die Begabung des jungen rumänischen
Malers Herrn M. Janco. Sein Hauptbeitrag bildet das
Plakat für den schnell berühmt gewordenen Neger
gesang (den chant negre), welches das Groteske einer
neuen Primitivität wiedergibt. Von Herrn Janco sind
noch die Porträts der Mitarbeiter Ball, Hennigs, Huelsen-
beck, Tzara.
In der Literatur versucht der Simultanismus etwas
Aehnliches. Bs handelt sich darum, durch den Gegen
stand hindurch zu sehen und mit einzelnen Worten und
Phrasen, die dem Künstler für die Idee seines Vorwurfs
charakteristisch zu sein scheinen, bis zur letzten Möglich
keit zu formen. Bei dem simultanistischen Gedicht der
Herren Hülsenbeck, Janco und Tzara vereinen sich mehrere
Künstler in freier Weise, um gleichzeitig der Kom
pliziertheit eines Sujets beizukommen und dem Leser