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Schwindel allererster Ordnung aufzuziehen. Hans Arp
machte zu den phantastischen Gebeten Holzschnitte. Im
Oktober 1916 erschien in der Kollektion Dada von mir
„Schalaben Schalomai Schalamezomai“
mit Zeichnungen von Hans Arp.
Diese Publikation war meine letzte Tat in Zürich, ich
verließ den Kreis meiner dadaistischen Freunde im Anfang
Dezember und war von Mitte Januar 1917 an in Berlin.
Ehe ich beginne, die Geschichte der dadaistischen Be
wegung in Deutschland zu schildern, will ich an Hand der
Tzaraschen Chronique Zurichoise noch kurz und im Großen
die Entwicklung des Dadaismus im Ausland verfolgen.
Hierbei sei erwähnt, daß der große Erfolg des Dadaismus
in der Welt, also hauptsächlich in den sogenannten Entente
ländern, ein Erfolg, der scheinbar seinen Ausgang von
Zürich nahm, meiner festen Ueberzeugung nach nur durch
den ungeheuren Eclat möglich gewesen ist, den Dada in
Deutschland und vor allem in Berlin gehabt hat. Inwiefern
Dada in Deutschland überhaupt erst das eigentliche Feld
seiner Betätigung finden konnte, werden wir unten aus
führlich auseinandersetzen und hängt aufs innigste mit der
Psychologie der deutschen Rasse zusammen. In den Mo
naten Januar-Februar fand in der früheren Gallerie Corray
in Zürich (Bahnhofstraße) eine Dada-Ausstellung statt,
an der van Rees, Arp, Janco, Tscharner, Mme. van Rees,
Lüthy, Richter und Helbig teilnahmen. Tristan Tzara,
der Troubadour und Eebemann der dadaistischen Bewegung,
der hier drei Konferenzen über den Dadaismus hält, notiert
eitrigst „l’art nouveau“. Im Vertrauen gesagt: was hier
an „neuer Kunst“ geboten wurde, wurde (vielleicht mit
der einzigen Ausnahme der Arpschen Arbeiten) von jedem
Durchschnittskubisten an Sensibilität und — Neuigkeit
übertroffen. Art nouveau. Im März 1917 gründen Ball
und Tzara die Gallerie Dada, in der zuerst Campendonck,
Kandinsky, Klee und Mense ausgestellt werden. Tzara,
Ball, Ehrenstein und die Hennings rezitieren eigene und
fremde Gedichte. Man veranstaltet Führungen durch die