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GaUerie und der Herr Dr. Jollos spricht über Paul Klee.
Tzara unentwegt über l’art nouveau. Dann arrangiert man
am 14. April eine Sturm-Soiree (seliger Herwarth Waiden!)
bei der Ball, Heusser, Ehrenstein, die Hennings und nicht
zu vergessen unser Troubadour Mr. Tristan Zrara glänzen.
Tzara notiert: „Musique et Danse negres — avecde concours
des Mies Jeanne Rigaud et Maya Chrusecz“. Also Musik
und Negertänze. Am Ende wird Kokoschkas „Sphinx und
Strohmann“ aufgeführt, das widerwillige intellektuelle Ge-
winsel eines heute schon dreimal durchgefallenen Hof-
und Gesellschaftsmalers. ; Tzaras Phrasenschrift bramar
basiert „cette representation (der älteste und dümmste
Quatsch, den sich ein Mensch vorstellen kann) decida le
röle de notre theätre, qui passera la regie ä l’invention subtile
du vent explosiv, le scenario (sic!!). Das nannte man Dadais
mus und Tzara wird nicht müde, wie ein Kind mit erhobenen
Händchen l’art nouveau zu plärren. In Wirklichkeit rieb
man mit Eifer alte Kessel blank, damit sie in der Auslage
um so mehr Interessenten anzuziehen vermöchten. Jeden
falls goß man, wie man sagt, alten Wein in neue Schläuche,
tanzte, jubelte und tobte unter dem Reklameschild des
Wortes Dada, ohne auch nur im Geringsten zu wissen,
was man wollte. Tzara, der Troubadour der Bewegung,
der sich in den von meiner Seite unkontrollierbaren Entente
ländern gern als der Gründer des Dadaismus ausgibt, hat
vor kurzem in der Pariser „Litterature“ (jetzt Dada) in einer
Antwort auf einen Angriff, der ihm Abhängigkeit von den
deutschen Dadaisten vorwarf, gesagt, er könne nichts dazu,
wenn sein Dadaismus von einem Dutzend Deutscher nach
gemacht werde. Das spricht ganz für das kleine Gehirn dieses
Herrn, der in der Literatur eine Möglichkeit sieht, seinem
Ehrgeiz Form zu geben. Es folgen dann noch einige Ausstel
lungen und Soireen in der Galerie Dada, die insofern nichts
Neues bieten, als sie nie auch nur von ferne versuchen, sich
von dem großen in allen Ländern xmal heiliggesprochenen
Bonzen der Abstraktion zu emanzipieren. Man spielt Schön
berg, wo man beim Geschnarr des Broadway-Glide die
Treppen hätte hinuntersausen müssen, man läßt sich unter