Full text: Dada siegt

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nouveau ? Wo ist Dadaismus ? Das alles hatten die Ku 
bisten ja viel besser gemacht — ja, damals begann schon 
das große deutsche Butterfaß, das unter dem Namen Ex 
pressionismus eine Augenweide für Eunuchen geworden 
ist, in der Sonne zu schmelzen. Verinnerlichung gab es ja 
schon in Sachsen — wozu Dada ? Das Züricher Dada brachte 
es dann unter der Leitung Tristan Tzaras, des bekannten 
Troubadours der Bewegung, zur Herausgabe des Dada I, 
II und III. Arp, I/üthy, Moscardelli, Savinio, Janco, Tzara, 
Meriano, Reverdy, Raimondi, Picabia, Prampolini, Harde 
kopf, Birot, Soupault, Dermee, Huidobro. Möglichst nach 
Innerlichkeit und Ethik orientiert, ohne Sensibüität für den 
Kunst- und Menschlichkeitsschwindel mit jener alten lite 
rarischen Eitelkeit aufgezogen, die vor zehn J ahren im 
Cafe ä la Rotonde mit Begeisterung quittiert wurde. Es 
raschelte in den internationalen Kunstzirkeln — Apollinaire 
war gestorben — Apollinaire est mort, vive Tzara-Dada 
An den Hängen des Tiber und im Quartier latin 
fanden sich die alten Kunstadepten in ihren Plänen be 
stätigt, deren einzige Tat seit undenklichen Zeiten die Länge 
des Haupthaars und der Schmutz der Hemden gewesen 
war und die ihr Geld damit verdient hatten, daß sie in den 
Glücksautomaten io in 30 Centimes umzuwechseln ver 
standen. Die Kunst fühlte sich wohl, so lange Herr Tzara 
den Namen Dada mißbrauchte. Herr Tzara, der sich den 
freiesten Mann der Welt nannte und Tag für Tag voll Stolz 
seine Zeitungsausschnitte vorwies, sei es, daß man ihn in 
Paris einen großen Mann genannt hatte oder ihfi in Italien 
als einen zweiten Dante krönte — Tristan Tzara fühlte sich 
so abhängig von dem Haß der Nationalitäten, er war so ängst 
lich besorgt, um die opportune Stellung seiner sella curulis 
litteraria innerhalb der kriegführenden Länder, daß er von 
seinen Publikationen eine doppelte, eine deutsche und eine 
französische Ausgabe herausbrachte. In der französischen 
Ausgabe, die die Ehre hatte nach Paris zu, kommen und dort 
dem Rat der vier quo ad spiritum vorgelegt wurde, durfte 
kein Deutscher vertreten sein. Darin liegt eine Nichtachtung 
und eine vorsichtige politische Stellungnahme, die einen
	        
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