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aller Dinge. Das ist die Weltanschauung von Handwerkern 
am Geist, die den tiefen und notwendigen Zusammenhang 
des Guten mit dem Bösen nie begreifen wird. Der Dadaist 
aber will das Böse von ganzem Herzen. Der Expressionist 
hat die deutsche Revolution auf dem Gewissen. Die Phrasen 
von Güte und Menschlichkeit wanden den anstürmenden 
Massen die Gewehre aus der Hand. Die Expressionisten 
wollten ihre Gegner leben lassen, weil sie sich theoretisch 
von der absoluten Unantastbarkeit des Bebens überzeugt 
zu haben glaubten. Das Beben aber theoretisch als einen 
infrangiblen Begriff hinsetzen, heißt einen Bonzen als Dik 
tator über den Strom der Dinge heben. Beben heißt keines 
wegs leben lassen. Beben heißt Gemeinheit, Mord, Notzucht 
und Besoffenheit — leben ist der ewige Streit der Gegen 
sätze, die unser Verstand in es hineindenkt, eine Bewegung 
hinter durchsichtigen Vorhängen, ein Aufwallen, Schreien 
und Jammern, denen man sich mit Vorsicht zu nähern hat. 
Der Dadaist ist hiervon durchaus überzeugt. Er ist des 
halb himmelweit von der Diktatur irgend einer Theorie 
entfernt, aber für die Durchsetzung von Ideen, die den 
organischen Fluß der Geschehnisse unangetastet lassen, 
etwa so wie ein Arzt dafür ist, daß man einem Kranken 
eine Rippe wegschneiden muß, nicht um ihm dadurch das 
Paradies zu schaffen, sondern um ihm das Beben zu erhalten. 
Der Dadaismus ist für jede Art'von. Sozialität, soweit diese 
die Tendenz hat, Kampf und Gegensätze zu schaffen; er 
haßt die Ruhe und den Garten Eden. 
Alle weltverbessernden Theorien setzen die Annahme 
voraus, der Mensch sei gut. Mit Hilfe der Psychoanalyse 
will man den vom Krapotkin beschriebenen Instinkt der 
gegenseitigen Hilfeleistung vtf» den Verdrängungen der 
konventionellen Moral befreien und durch eine revolutionäre 
Tat aus dem Unbewußten zur Manifestation bringen. Ueber 
den Wert der Psychoanalyse sind die Ansichten geteilt. 
Adler weist mit überzeugender Sicherheit nach, daß die 
neurotischen Erscheinungen, als welche am Ende jede 
moralische Handlung gelten'muß, Zielhandlungen (aus dem 
Gegensatz männlich-weiblich) und kaum Verdrängungs
	        
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