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in denen Kassäk solche Worte an den gepeinigten ungarischen
Proletarier fand:
Und damals schienst du zwischen Himmel und Erde gestorben zu sein, mit
den Dornen der Wahrheit in deinen Zähnen.
Gedungene Türme donnerten Verwüstung. v
Schurken, entzündet vom weißen Wahnsinn
wollten die rote Sonne mit deinem blutenden Leibe abwischen.
O Bruder du brennst jetzt, mitleidsloser Scheiterhaufen im handelnden Willen
der Völker.
Zerrissene Ketten knirscht die Zeit.
Auf Fluren der Unmenschlichkeit marschiert der Mensch.
Zwischen Himmel und Erde flattern rote Schreie.
Aus Budapest geht der Weg nach Wien, in die Emigration.
Und hier, vom ungarischen Sprachgebiet getrennt, in der entwur
zelten Einsamkeit fängt die dritte Periode in Kassäks Schaffen an.
Aber noch einmal erblüht die neue politische Dichtung in ihrer
ganzen in Farben schwelgenden, hinreißend agitativen Pracht:
Kassäk überblickt die ganze nunmehr abgeschlossene Revolutions
epoche des ersten Nachkriegsjahres, das im disharmonischen
Mißton der Konterrevolution ausklingt, und schafft sein langes,
großangelegtes Epos „Scheiterhaufen singen“. Ein Werk, zu
dessen Würdigung uns hier der Raum abgeht, das aber unzweifel
haft den Höhepunkt der politischen Dichtung Kassäks darstellt und
in der gesamten Weltliteratur unbekannte Töne anschlägt. Anlage,
Aufbau und Stoff verraten auf den ersten Blick, daß man es
mit einem ganz eigenartigen Werke zu tun hat, das keinem anderen
als sich selbst ähnlich ist. Der Held des Epos ist die Menge, sein
Inhalt die Aktion. Es ist das hohe Lied des revolutionären Ge
schehens. Man bedauert mit Recht, daß das eigentümliche Werk
noch nicht ins Deutsche übertragen wurde, eine Aufgabe, der
allerdings bedeutende sprachliche Schwierigkeiten im Wege stehen,
denn der Kassäk so eigene, der expressionistischen Sprache nicht
unähnliche neue poetische Stil feiert hier wahre Orgien. Was seine
Kraft und Plastizität anbelangt, steht er meinem Gefühl nach in der
Dichtung aller Nationen einzig da. ,
Die dritte Periode Kassäkscher Kunst beginnt in der Wiener
Emigration und gelangt in einer neuerlichen Trennung von Dich
tung und Politik zum Ausdruck, die aber alles eher, denn eine
Konzession ist. Wie paradox es auch klingen möge, löst sich Kassäks
Poesie — nicht Kassäk der Mensch — infolge durchwegs sozialer
Erwägungen von der Politik, richtiger von der Agitation, los.
Auch unvermittelt ist der Schritt auf keinen Fall zu nennen. Der
selbe soziale Sinn, der Kassäk zum Dichter der Revolution stem
pelte, verhalf ihm zu einer klaren und vorurteilslosen Einsicht in
die veränderte Lage. Er verzichtet auf die dankbare Rolle des Agi
tators, weil diese Rolle in der neuen Etappe der in die Defensive ge
drängten Revolution ebenso unsozial geworden ist, wie sie in