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dem beschattenden Stirnhaar blicken Dadas blaß
durchsichtige Augen auf das Meer gegen Abend.
In Dadas Blut braut Polas Rauch, duftet die Zärt
lichkeit der triestinischen Schale. Möge endlich die
lateinische Mutter Adrias blaue Meerflut zerteilen,
mögen das königliche Venedig und das väterliche
Rom ihre Wimpel senden und das verlorene Istrien
befreien und belohnen!
Dadas weiche Hände sind zwei blaue Quallen, die
in der Tiefe saugend mit den Fluten rollen und wie
gen. Zu seinen Häupten stehen die vier roten Säu
len im feinen telegraphischen Tönen der Arsenale
von Pola. Diesem Tönen ist Dadas dichtendes Groß
hirn hingegeben.
In der zehnten Stunde bebt der Karst von großer
Woge, tagjung steht eine Wolke im Lohgelben ge
baut. Adria ruht hochgewölbt, und ein blankes jun
ges Weib springt von Adrias Rücken auf die Wolke,
die sich bläht und nach Osten wandelt. Dada eilt
strahlend zur Felswand und breitet die Arme nach
der Göttin Italia, nach der mächtigen, fruchtbaren
Frau, die kommt, um den Karst zu segnen!
Die Wolke steigt gen Triest. Italia streckt den
vollen weißen Arm aus dem wallenden Blau des
Kleides und spendet über die glückliche Stadt gol
dene Jubelmünzen. Danach wird die Wolke finster
zusammengedrückt und rollt überm Karst nach Po
la. Dada späht scharf aus dem Eck der haarverhan
genen Stirn zum Zenith des weltenvollen Himmels,
bis er das blaue Kleid seiner Träume erschaut. Aber
das Kleid rollt auf den grauen Berg hernieder, denn
die Götter sind nackt, wenn sie einen Sterblichen